In Eagle Rocks neuer Serie 'Eagle Classics' verbindet das Label zwei Veröffentlichungen aus den Jahren 2002 und 2004 in ein neues Boxset mit zwei Einzel-CDs.
"Nothing Is Easy" (2004) enthält den Auftritt Jethro Tulls beim legendären Isle Of Wight Festival vor etwa einer halben Million Zuschauern im Jahr 1970 - "Living With The Past" stellt die Audiofassung ihrer meistverkauften Konzert-DVD "Living With The Past" (2002) dar. Ein cleveres 'Wende-Booklet' überlässt es jedem einzelnen Käufer, welches Frontcover er für die Doppel-CD präferiert. Im Grunde genommen stellt diese also die reine Audio-Edition von der bereits 2006 erschienenen Doppel-DVD Collector's Edition dar.
Die Aufnahmen von der Isle Of White haben natürlich in erster Linie historischen Wert und sind somit für beinharte Fans unverzichtbar - soundtechnisch ist das selbstredend nicht mehr ganz auf 'Ballhöhe'. Irgendwie wirkt die damals noch sehr junge Band vor dem Riesenpublikum zudem übermotiviert, was manchen der acht Songs strukturell etwas wirr wirken lässt. Die Akteure spielen streckenweise eher gegen- als miteinander. Aber - Grundgütiger - Ian Anderson war damals knapp 23 Jahre alt und seine Mitstreiter in der gleichen Altersklasse. Da kann und darf man auch mal etwas 'lampenfiebrig' hyperagieren...
Trotz dieser Umstände blühte Jethro Tulls unbestrittene Genialität seinerzeit bereits hörbar auf. Das legendäre Aqualung-Album stand kurz vor dem Aufnahmeprozess und Anderson & Co. gaben mit "My God" bereits einen kleinen Ausblick darauf - der mit Abstand stimmigste Song des knapp einstündigen Sets! Ansonsten hat man die Stücke recht gleichmäßig den drei Scheiben, die bis dahin erschienen waren, entliehen. Das aktuelle Benefit war mit "With You There To Help Me" und "To Cry You A Song" vertreten, Stand Up mit der J.S. Bach-Interpretation "Bourée", "Nothing Is Easy" und dem Medley aus "We Used To Know"/"For A Thousand Mothers", das Debüt This Was mit dem bluesigen "My Sunday Feeling" und (dem für meinen Geschmack besonders chaotischen) "Dharma For One". Speziell die beiden Letztgenannten habe ich schon in wesentlich überzeugenderen Einspielungen gehört.
Ansonsten gelten (natürlich) umfänglich die Eindrücke, die Manni Hüther zu der Erstausgabe von Nothing Is Easy (Edel, 2004) gewonnen hat. Um den Titel mal wörtlich zu interpretieren: Der Isle Of Wight-Gig war wohl (verständlicherweise) alles anderes als 'easy' für Jethro Tull - wer kann das Lampenfieber, als junge Band vor 500.000 Zuschauern spielen zu dürfen, nicht nachvollziehen?
Die zweite CD ist mit der DVD "Living With The Past" (abzüglich des Bonusmaterials) identisch. Die einundzwanzig Jahre, die zwischen den Aufnahmen liegen, sind deutlich wahrnehmbar: Der Sound klingt klar, druckvoll, transparent und lässt nun wirklich kaum Wünsche offen.
Mit zwölf Songs bildet das Konzert im Londoner Hammersmith Apollo vom 25. November 2001 das Herzstück des Silberlings. Auf der Bühne stand die Formation, die damals auch das aktuelle Album "Dot Com" (1999) eingespielt hatte, und die zeigt sich in glänzender Verfassung und Spiellaune. Die restlichen (neun) Stücke wurden während diverser Anlässe (TV-Aufzeichnung, Akustiksession, etc.) mitgeschnitten.
Nomen est omen - Jethro Tull begibt sich mit "Living With The Past" auf Zeitreise in die Vergangenheit. Bei "Some Day The Sun Won't Shine For You" gibt es gar ein wunderbares 'Wiederhören' mit den Tull-Veteranen Mick Abrahams, Clive Bunker und Glen Cornick!! Lediglich zwei Songs waren seinerzeit (2002) jüngeren Datums: Die Titelstücke des damals aktuellen Albums "Dot Com" (1999) und des Vorgängers "Roots To Branches" (1995). Beide sind alles andere als Glanzstücke der eindrucksvollen 47-jährigen (!!) Diskographie Jethro Tulls. Dessen ungeachtet darf man die Auswahl - dem Titel entsprechend - als absolut überzeugend werten. Für Tull-Fans und -'Frischlinge' gleichermaßen ein Muss...
...womit die Zielgruppe dieser Doppel-CD schon mal eindeutig definiert wäre. Für Besitzer der "Collectors Edition"-DVD kann der Erwerb einer reinen Audiofassung natürlich ebenfalls interessant sein. Das Booklet ist obendrein hübsch aufgemacht - zu beiden Scheiben enthält es Liner Notes vom 'Großmeister' Ian Anderson höchstpersönlich. Dass es hier zwei CDs zum Preis von einer gibt, dürfte als zusätzlicher Anreiz auch nicht außer Acht zu lassen sein.
Line-up:
Nothing Is Easy: Ian Anderson (vocals, acoustic guitar, flute)
Martin Barre (guitars)
John Evan (keyboards)
Glenn Cornick (bass)
Clive Bunker (drums)
Living With The Past: Ian Anderson (vocals, acoustic guitar, flutes, harmonica, mandolin)
Martin Barre (guitars, acoustic guitar, flute - #19)
Doane Perry (drums, percussion)
Andrew Giddings (keyboards, accordion)
Jonathan Noyce (bass)
Mick Abrahams (electric and acoustic guitar - #20, vocals - #20)
David Pegg (mandolin - #15, bass - #15)
Clive Bunker (drums - #20)
Glenn Cornick (bass - #20)
James Duncan (drums - #14)
Bian Thomas (violin - #13,14)
Justin Tomlinson (violin - #13,14)
Melcom Henderson (viola - #13,14)
Juliet Tomlinson (cello - #13,14)
Tracklist |
Nothing Is Easy: 01:My Sunday Feeling (5:20)
02:My God (7:31)
03:With You There To Help Me (9:58)
04:To Cry You A Song (5:40)
05:Bourée (4:34)
06:Dharma For One (10:10)
07:Nothing Is Easy (4:01)
08:We Used To Know/For A Thousand Mothers (11:43)
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Living With The Past:
01:Intro (0:22)
02:My Sunday Feeling (4:00)
03:Roots To Branches (5:34)
04:Jack In The Green (2:40)
05:The Habanero Reel (4:03)
06:Sweet Dream (4:54)
07:In The Grip Of Stronger Stuff (2:57)
08:Aqualung (8:20)
09:Locomotive Breath (5:26)
10:Living In The Past (3:27)
11:Protect And Survive (1:01)
12:Nothing Is Easy (5:16)
13:Wond'ring Aloud (1:54)
14:Life Is A Long Song (3:32)
15:Christmas Song (3:05)
16:Cheap Day Return (1:12)
17:Mother Goose (1:57)
18:Dot Com (4:28)
19:Fat Man (5:06)
20:Some Day The Sun Won't Shine For You (4:13)
21:Cheerio (1:36)
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Externe Links:
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