Um den Jahreswechsel 2009/10 gab es einschneidende Veränderungen bezüglich der Jane-Formation um Werner Nadolny. So wurde fast die komplette Band (abgesehen von Gitarrist Dete Klamann und dem kurz zuvor eingestiegenen Keyboarder Dr. Bogarth) neu besetzt. Mit den neu hinzugekommenen Musikern Torsten Ilg (Gesang), Rolf Vatteroth (Bass) und Sven Petersen (Schlagzeug) stand Nadolny also sprichwörtlich vor einem Neuanfang. Das Hauptaugenmerk im laufenden Jahr wurde dann nicht nur auf das gegenseitige (nähere) Kennenlernen und Einspielen gelegt, sondern Werner Nadolny hatte auch alle Hände mit dem Komponieren und Arrangieren von gleich zwei neuen Studioalben zu tun, die beide in den nächsten Monaten veröffentlicht werden sollen.
Was bei all diesen Betätigungen leider etwas auf der Strecke blieb, war die Anzahl der gespielten Konzerte. Allerdings - und damit sind wir beim zu rezensierenden Produkt angekommen - ließ die Band einen Auftritt im Hamburger Downtown Blues Club mitschneiden, der jetzt in DVD-Form erhältlich ist und somit allen Fans und Interessierten, die die Truppe bisher nicht auf der Bühne erleben konnten, doch noch eine Bestandsaufnahme von Jane feat. Werner Nadolny im Jahr 2010 präsentiert.
Das Konzert beginnt sehr stimmungsvoll zu den Klängen von "True Romance" (inklusive der Gregorianischen Gesänge, die erstmals auf dem Jane-Album Between Heaven And Hell von 1977 zu hören waren) und man beobachten kann, wie eine kleine, in Mönchskutten verhüllte Gruppe Werners Markenzeichen, den großen Kerzenständer, auf seinem Piano positioniert. Im Anschluss an den instrumentalen Opener geht es mit dem klassischen Doppelpack "All My Friends"/"(Wishdream) Lady" weiter, das sich relativ nahe an den Originalen hält, wobei Dete Klamann hier schon deutlich seinen eigenen Stil einbringt und auch Sven Petersen natürlich anders klingt, wie einst Peter Panka ( R.I.P.). Als eine sehr gute Idee empfinde ich, dass bei "All My Friends" noch ein weiterer Gesangsteil aus dem Song "Air (Superman)", aus dem diese Nummer ursprünglich entstand, eingebaut wurde.
Einen Vergleich zur ersten Bandbesetzung kann ich zwar nicht anstellen, aber alle hier auf der Bühne stehenden Musiker machen einen sehr guten Eindruck. Der sich auch auf dem in den nächsten Monaten erscheinenden neuen Studioalbum "Eternity" befindende Track "Borrowed Time" dürfte die Erwartungen der Fans wohl zu 100 % erfüllen, war an diesem Abend vielleicht ein kleines bisschen zu lang, weist ansonsten aber alle Charakterzüge eines Jane feat. Werner Nadolny-Songs aus. Es mag eventuell nur Einbildung sein, aber ich glaube bei den Gesangslinien noch etwas die Vergangenheit (oder auch noch Gegenwart?) Torsten Ilgs - der zumindest bis zu seinem Einstieg in einer Uriah Heep Tribut-Band aktiv war - herauszuhören.
Macht aber gar nichts, fällt nicht unangenehm auf und passt bestens zum Song. Danach taucht die Band mit "Daytime", "Fire, Water, Earth & Air" wieder tief in die Vergangenheit ein. Man merkt, dass die Abstimmung zwischen den Musikern noch nicht ganz perfekt ist, was aber sicher an den bis zu diesem Zeitpunkt noch relativ wenigen zusammen gespielten Konzerten dieses Teams liegt. Außerdem ist es halt nun mal live, wenn man alles perfekt möchte, sollte man sich eher zu Hause die Alben auf der Couch anhören. Sicherlich auch eine Geste an Torsten Ilg stellt die Einbindung des Uriah Heep-Songs "Circle Of Hands" dar, der sich hervorragend ins restliche Set einfügt. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass natürlich auch "Out In The Rain" vertreten ist und für das stellenweise umarrangierte "Hangman" ist Jutta Weinhold zu Gast, um mit Ilg ein fulminantes Duett aufs Parkett zu legen.
Die gute Jutta hatte den Abend übrigens - mit Jane feat. Werner Nadolny als Begleitband - eröffnet und Teile dieses Sets befinden sich nun im Anschluss an die Jane-Titel. Auf ihrer eigenen Setlist standen dabei mit "Point Of Return" ein Song ihres neuen Albums Read Between The Lines (der mir live wesentlich besser gefällt), Nummern die sie für Werners Tribut-Album an Peter Panka, Proceed With Memories, eingesungen hatte und weiteres Material aus ihrer Vergangenheit. Und obwohl die Frau eine Shouterin vor dem Herrn ist und zu den besten Rockröhren bzw. Sängerinnen Deutschlands gezählt werden darf, ist es auch bei diesem Auftritt wieder die Ballade, die bei mir den besten Eindruck hinterlässt. Denn "Fairy Priest" ist wirklich ein hammerstarker Titel, den Jutta sehr gekonnt und gefühlvoll zum Besten gibt.
Zum Abschluss eines sehr gelungenen Abends gibt es dann noch ein beherztes, textlich fast gänzlich umgebautes "So So Long", das seit dem Sommer 2007 wohl für immer Peter Panka gewidmet sein wird. 2011 wollen Jane feat. Werner Nadolny auch Tour-mäßig richtig durchstarten und diese DVD macht auf jeden Fall gesteigerten Appetit, sich das Sextett dann auch mal livehaftig zu Gemüte zu führen.
Diese DVD gibt es übrigens in zwei Ausführungen. Zum einen die europaweit erhältliche Ausgabe mit dem gekürzten (wahrscheinlich identisch dem mir vorliegenden) Hamburg-Konzert und einem (mir nicht vorliegenden) Gig, der in einem Fernseh-Studio aufgezeichnet wurde, auf einem Silberling, auf den sich auch die von mir oben angegebene Spielzeit bezieht. Die zweite Variante ist ein Doppeldecker mit der kompletten Hamburg-Show (ca. 30 Minuten mehr Material) und zusätzlich dem Fernseh-Konzert, auf zwei Silberlinge verteilt. Erhältlich sind beide Versionen über die Homepage der Band (Link siehe unten).
Line-up:
Torsten Ilg (lead vocals)
Dete Klamann (guitar, background vocals)
Werner Nadolny (keyboards, background vocals, saxophone - #15)
Rolf Vatteroth (bass, background vocals)
Dr. Bogarth (keyboards)
Sven Petersen (drums)
Mit:
Jutta Weinhold (vocals - #11-17)
Tracklist |
01:True Romance
02:All My Friends
03:(Wishdream) Lady
04:Borrowed Time
05:Daytime
06:Fire, Water, Earth & Air
07:Fire (You Give Me Some Sweet Loving)
08:Out In The Rain
09:Circle Of Hands
10:Back Again
11:Hangman
12:Point Of Return
13:The One Outside
14:Fairy Priest
15:Wounded Pioneer
16:Tribute
17:So So Long
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