Tom Stoppard/Pink Floyd / Darkside
Darkside Spielzeit: 54:30 (CD 1)
Medium: Do-CD
Label: Parlophon (Warner Music Entertainment), 2013
Stil: Hörspiel

Review vom 10.12.2013


Sabine Feickert
Gut 40 Jahre sind ins Land gegangen, seit Pink Floyd ihr wohl kommerziell erfolgreichstes Album Dark Side Of The Moon veröffentlicht haben. Bassist Roger Waters soll die Idee zu diesem Konzeptalbum bereits im Herbst 1971 gehabt und darin Eindrücke verarbeitet haben, die im Zusammenhang mit Syd Barretts Niedergang stehen.
Die Scheibe hat Kultstatus und wurde auch schon dementsprechend gewürdigt. Bereits vor zehn Jahren, zum 30. Geburtstag, spendierte EMI eine schicke Überarbeitung als SA-CD. Eagle Rock gewährte zum 40. den aufpolierten Einblick ins Making Of auf Blu-ray. Und sogar an unsere Thüringer, Pfälzer und Saarländer wurde gedacht, denn wie die nunmal so sind, verschließen die sich auch unter der Zeit keinem Genuss, auch ganz ohne rundes oder halbrundes Jubiläum.
Jetzt also "Darkside", ein Hörspiel zum Album. Ehrlich gesagt, ein bisschen skeptisch war ich schon, weil es zunächst wie die neueste Masche zum noch optimierteren Backkatalog-Recycling anmutet.
Die positive Überraschung lag dann aber im Briefkasten. Ein ausgesprochen schön und edel aufgemachtes Büchlein im Hardcover, vorn und hinten je eine CD in einem Pappeinschub. Für das Artwork zeichnet Aubrey 'Po' Powell von der Grafik-Agentur Hipgnosis verantwortlich, die schon etliche Pink Floyd-Alben gestaltete, darunter natürlich auch "Dark Side Of The Moon". Die erste CD beherbergt das eigentliche Hörspiel, geschrieben vom britischen Bühnen- und Drehbuchautor Sir Tom Stoppard ("The Real Thing", "Rosencrantz And Guildenstern Are Dead" und "Shakespeare In Love"), für die im August 2013 ausgestrahlte Jubiläumssendung der BBC Radio 2 zum Album. Im Buch ist Stoppards Skript mit allen Dialogen und Regieanweisungen abgedruckt sowie die im Hörspiel verwendeten Songtexte, die aus Waters' Feder stammen; alles im englischen Original.
Die zweite CD hält Übersetzungen des gesamten Skriptes als PDF-Dateien parat, insgesamt neun Sprachen stehen hier zur Auswahl. Wer nicht so fit im Englischen ist, speziell im Bereich philosophischer Gedankenspiele, wird hier wohl dankbar zugreifen und sei es nur für einen ersten Überblick oder ein gezieltes Nachlesen.
Das Hörspiel ist in die Songs eingegliedert... oder sollte ich besser sagen um diese herumgebaut... oder mit den Songs verflochten? Wie auch immer man es drehen und wenden will, die Hörspielstory hat nicht unbedingt direkt mit dem Pink Floyd-Werk zu tun, nutzt dieses aber sehr geschickt und verleiht ihm eine weitere, allgemeinere Dimension. An keiner Stelle wirkt es aufgesetzt oder konstruiert, die Ebenen bilden eine organisch wirkende Einheit.
Die Geschichte selbst verbindet Philosophie mit einem spannenden Abenteuer. Die typischen Hörspieleffekte verleihen ihr Lebendigkeit und der Fantasie des Zuhörers Flügel. Sie inspiriert zum Nachdenken und führt in einer relativ einfach gehaltenen, fantastischen Handlung, die ganz großen Fragen der Menschheit auf. Ein wenig erinnert sie mich an "Sophies Welt", kommt aber wesentlich kompakter daher. Stellenweise kommt mir auch Antoine de Saint-Exupérys "Der kleine Prinz" in den Sinn. Dennoch ist "Darkside" ganz eigenständig.
Hintergründiger britischer Humor verleiht ihr Pfiff und zieht die Geißeln der modernen Menschheit (wie beispielsweise korrupte Banker und phrasendreschende Politiker) mit Tiefgang durch den Kakao.
Mehr will ich hier auch gar nicht verraten, kauft euch das Teil, lasst es euch untern Weihnachtsbaum legen oder zu eurem wievielten-auch-immer-Jubiläum schenken und nehmt euch (ruhig auch mehrfach) die Stunde Zeit, um "Darkside" zu genießen. Oder hört es beim Bügeln (wenn das denn unbedingt sein muss).
Line-up:

Sprecher:
Amaka Okafor (Emily)
Iwan Rheon (The Boy)
Rufus Sewell (Mr. Baggott / Ethics Man)
Bill Nighy (Dr Antrobus / Witch Finder)
Adrian Scarborough (Fat Man)
Peter Marinker (Wise One)
Robert Blythe (Banker)
Ben Crowe (Politican / Commentator)
Philippa Stanton (Emily's Mother)

Musiker:
Roger Waters (bass, syntesizers, vocals)
David Gilmour (guitars, synthesizers, vocals)
Nick Mason (drums & percussion)
Richard Wright (keyboards, piano, vocals)

With:
Clare Torry (vocals)
Dick Parry (saxophone)
Doris Troy (background vocals)
Barry St. John (background vocals)
Leslie Duncan (background vocals)
Liza Strike (background vocals)
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