Rob Rock / The Voice Of Melodic Metal - Live In Atlanta
Live In Atlanta Spielzeit: 59:04
Medium: CD
Label: AFM Records, 2009
Stil: Heavy Metal

Review vom 06.06.2009


Boris Theobald
Dieser Mann ist eine lebende Legende. In mehr als 20 Jahren hat er zig Alben aufgenommen, unter anderem mit Impellitteri, mit Axel Rudi Pell, mit Driver, als Gast bei Projekten wie Avantasia und natürlich auch die vier Solo-Alben seit 2000; das fünfte steht in den Startlöchern. Er hat sich seinen Ruf als "The Voice Of Melodic Metal" erstens reiflich erarbeitet - und zweitens ist er schon von Natur aus mit einer der geilsten Stimmen diesseits von Alpha Centauri gesegnet.
Und doch... kann es wahr sein? Jawohl - wir reden hier über Rob Rocks allererste offizielle Live-Veröffentlichung, egal in welcher Band-Konstellation! Aufgenommen wurde der Gig bei der neunten Ausgabe des ProgPower USA im September 2008 in Atlanta - und das mitten in einer verdammt umtriebigen Zeit für den sympathischen Ausnahmekönner: Im Herbst des selben Jahres erschien das lange kaum für möglich gehaltene Reunion-Album mit Driver; und er arbeitete nach seinem Wiedereinstieg bei Impellitteri am neuen Album Wicked Maiden.
"The Voice Of Melodic Metal - Live In Atlanta" zeigt dabei, wie viel Wert er trotz aller Arbeit auf seine Solo-Karriere legt, wegen der er einst ja sogar die Front-Position bei seinem alten Freund Impellitteri aufgegeben hatte. Und dieser Einsatz hat sich definitiv gelohnt! Rob Rock und seine Band dürften sich mit diesem Konzert-Mitschnitt aus dem Stand heraus in die Liga der legendären Live-Acts katapultieren.
In dem Moment, in dem Rob Rock den Mund aufmacht, muss jedem Metal-Fan das Herz aufgehen. Er knüpft völlig nahtlos an seine Leistungen aus dem Studio an, - und das mit einer unvergleichlichen Lockerheit, mit so viel Authentizität und Leidenschaft, dass man bei so mancher Konkurrenz geneigt wäre, Betrug zu unterstellen. Nicht so bei Rob Rock. Diese Live-Vocals sind 'hörbar echt', ist doch der Gesamtklang der Aufnahme in keinster Weise glatt geschliffen und aufpoliert, sondern heavy, roh und lebendig. So muss ein Metal-Konzert klingen - live on stage und daheim im Wohnzimmer!
Rob Rock ist ein vokaler Alleinunterhalter - auch das gibt's nicht häufig! Es gibt keine Backing Vocals, sondern nur die von einer nicht versiegen wollenden Power angetriebenen Lead Vocals. Was bei 99 Prozent aller Bands zu trocken, zu eindimensional klingen würde - hier ist es ein Treffer ins Schwarze. In allen Tonhöhen kann Rob Rock überzeugen. Seine für ihn so typische Tonlage prägt formidable Ohrwurm-Hymnen wie "First Winds Of The End Of Time", "This Time Is The Last Time" oder "Metal Breed". Sehr bezaubernd, weil ungewohnt, wirkt dann auch ein tieferer, ruhiger Einstieg wie bei "In The Night".
Was sich aber unauslöschlich in die verwöhnten Hirnwindungen des Hörers einbrennt, das sind die Screams, die Rob Rock ohne jegliche Anzeichen von Absturzgefahr oder Hyperventilation einfach so aus dem Stand angeht. Bei ein paar Stücken reizt er sein Stimmvolumen voll aus und erklimmt Höhen, die weltweit bestimmt nur eine zweistellige Zahl von Metal-Sängern überhaupt erreichen, geschweige denn so perfekt und sicher. Die letzten Töne von "In The Night" dürften in Atlanta heute noch zu Stahl erstarrt in der Luft stehen! Und dann... durchschnaufen? Pustekuchen! Rob, ganz cool und ohne Pause: »Alright, some more 'Holy Hell', are you ready for the 'Slayer Of Souls'«?! Wahnsinn...
Diese Leistung ist freilich nicht nur auf Rob Rocks seltenes Talent zurückzuführen. Denn von nichts kommt nichts. Der gute Mann lebt auf Tour und überhaupt äußerst diszipliniert - verzichtet ganz Rockstar-untypisch auf alles, was den Stimmbändern schaden könnte, trinkt nicht, raucht nicht, geht früh ins Bett, wie er RockTimes vergangenes Jahr im Interview verriet. Und hier ist das Ergebnis: Professionalität pur!
Diese kann man auch Rob Rocks Live-Band unterstellen, die ebenfalls eine superbe Performance auf die Bretter bringt: Speed-Metal mit superpräziser Rhythmusarbeit, pulsierende und aggressive Schwermetall-Drives, diffizile Läufe sowie Doppel-, Parallel- und Solo-Soli zum Zungeschnalzen (großartig und irre lang in "Only A Matter Of Time").
Nach einer gelungenen Song-Auswahl mit Schwerpunkt auf dem gerade aktuellen Album "Garden Of Chaos", aber auch gespickt mit Perlen wie dem epischen "Judgment Day" vom 2000er-Album "Rage Of Creation" gibt's den Höhepunkt zum Schluss, nämlich d e n Rob Rock-Song schlechthin: "(I'm A) Warrior". Komponiert wurde er anno 1990 für die Driver-EP mit Roy Z; und er begleitete Rob Rock seine ganze Karriere lang. Versionen des Songs gab es mit Impellitteri ("Answer To The Master"), solo (Holy Hell) und schließlich wieder mit Driver ("Sons Of Thunder"). Eine unsterbliche Hymne mit großer Live-Magie, die Rob Rock auch noch, bevor die Band loslegt, mit »I'm A Warrior«-Rufen heroisch anteast.
Schade nur, dass sein erstes Live-Album nicht noch ein paar Minuten länger ausgefallen ist. Doch man hat schon den kompletten Gig beim ProgPower aufgenommen; länger ist nicht drin auf einem Festival. Diese knapp 60 Minuten sind aber eine echte Perle - und der Beweis, wie überzeugend traditioneller, ausschließlich handgemachter Heavy Metal sein kann. »Thank you for rocking with Rob Rock«, verabschiedet sich 'The Voice Of Melodic Metal' am Schluß - danke zurück! Und 'thank you for rocking, Rob Rock'!
Line-up:
Rob Rock (vocals)
CJ Grimmark (guitar)
Peter Halgren (guitar)
Andreas Passmark (bass)
Tracy Shell (drums)
Tracklist
01:Garden Of Chaos (4:52)
02:First Winds Of The End Of Time (4:53)
03:Rock The Earth (5:29)
04:In The Night (6:05)
05:Slayer Of Souls (3:43)
06:Judgment Day (6:26)
07:Only A Matter Of Time
08:This Time Is The Last Time (7:58)
09:Savior's Call (4:51)
10:Metal Breed (4:18)
11:I'm A Warrior (5:41)
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