Kim Simmonds And Savoy Brown / Goin' To The Delta
Goin' To The Delta Spielzeit: 60:20
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2014
Stil: Blues, Boogie

Review vom 01.02.2014


Jürgen Bauerochse
Die Band Savoy Brown ist inzwischen eine lebende Legende! Ist diese Aussage tatsächlich korrekt? Wohl nur bedingt, denn seit ihrer Gründung im Jahr 1967 ist der Gitarrist Kim Simmonds die einzige Konstante in der History der britischen Blueser, der bis in die Gegenwart die Fäden und den Bandnamen fest in der Hand hält. Mit den restlichen Musikern, die im Laufe der Jahrzehnte mit oder als Savoy Brown auf der Bühne standen, kann man locker zwei große Reisebusse füllen.
Aber egal, so lange Mastermind Simmonds Bock darauf hat, seinen harten Blues zu spielen und aufzunehmen, kann uns die Besetzungsliste eigentlich auch egal sein, denn musikalische Luschen haben hier sowieso absolut keine Chance.
Und diese Laune scheint er in der jüngeren Vergangenheit zu haben. Nachdem RockTimes die Tour der Band im Jahr 2009 präsentieren durfte und ich mich so von der Spielfreude auf der Bühne persönlich überzeugen konnte, folgte ein Jahr später das sehr starke Studioalbum
Voodoo Moon und der CD/DVD-Livemitschnitt Songs From The Road 2013, der die Band ebenfalls in Hochform zeigt.
Und nun folgt mit "Goin' To The Delta" der nächste Streich. Diesmal wieder in minimaler Trio-Besetzung eingespielt, hat Kim Simmonds auch die Vocals übernommen, was er ja ebenfalls gut beherrscht. Weiterhin dabei war Bassist Pat DeSalvo, der schon seit Jahren die dicken Saiten bedient sowie Garnet Grimm am Schlagzeug, den wir ebenfalls schon bei dem letzten Live-Dokument erleben durften. Aufgenommen wurde in den Subcat Studios, Syracuse, NY, wobei Kim Simmonds selbst auch für die Produktion zuständig war.
Herausgekommen sind zwölf neue Eigenkompositionen, die keine Wünsche offen lassen. Klar, es sind keine wilden Klangorgien mehr zu erwarten, wie sie in den Siebzigern noch öfter zu hören waren, aber auch die hier vertretenen aktuellen Titel bieten jede Menge Potential für längere Jams, die wir bei Konzerten von Savoy Brown auf der Bühne erwarten und auch lieben.
Schon gleich der Opener "Laura Lee" ist einer der stärksten Songs des Albums. Ein treibender Boogie-Rhythmus, angereichert mit einem tollen Gitarrensolo im Mittelteil und eingängigem Refrain zeigt gleich mal an, wo es langgehen soll. Klasse Einstand! Und dann schlägt der klassische Blues gleich richtig zu. "Sad News" hämmert den 12-Takter gnadenlos und schwerblütig aus den Boxen, und Simmonds setzt gleich mehrmals zu Soloaktivitäten an. Irgendwie kommt mir hier immer wieder das legendäre Key To The Highway in den Sinn.
Ein Knaller vor dem Herrn, den ich mir sehr gut bei Konzerten vorstellen kann, ist "Nuthin' Like The Blues", der schon in der Studioversion die Extremitäten zum Mitwippen bringt. Ganz stark der Drive der Rhythmus-Sektion.
Blues mit etwas Southern Rock-Flair bietet das überaus melodische "When You've Got A Good Thing", bei dem vor allem der sehr eigenständige Bass von DeSalvo auffällt, der hier wesentlich mehr als ein Rhythmus-Instrument ist. Der nächste Boogie trägt den Titel "Cobra" und ist eine Instrumentalaufnahme. Vom Tempo her erinnert das Stück an den Refried Hockey Boogie von Canned Heat, und ein intensives Reinhören in die Gitarrenarbeit lohnt sich allemal.
Nach dem etwas funkig angehauchten "Backstreet Woman" folgt der Titelsong des Albums. Und wieder ist Boogie pur angesagt. Es pulsiert und pumpt ohne Ende aus der Anlage. Stark, wie diese Energie schon in der Studioversion rübergebracht wird. Klarer Anspieltipp! Mit "Just A Dream" ist dann der klassische Slow Blues angesagt. Und hier brauche ich wohl nicht besonders zu betonen, dass Kim Simmonds zu den besten Gitarristen des Genres gehört. Dieses Feeling hat man, oder man hat es eben nicht. Und er hat es zweifellos!
Und endlich kommt dann auch mal die Slide zum Einsatz. "I Miss Your Love" heißt der Song, bei dem Simmonds das Röhrchen glühen und die Saiten unnachahmlich singen lässt. Die Benutzung des Bottleneck hätte ruhig noch öfter erfolgen können. Ein winziger Wehrmutstropfen auf diesem Album.
Insgesamt gesehen ist Kim Simmonds und Savoy Brown mit "Goin' To The Delta" erneut ein ganz starker Longplayer gelungen, der Lust auf mehr macht und den Wunsch verstärkt, dass die Band sich bald wieder in unsere Breitengrade verirrt. Dann sind geile Konzerte mit tollen neuen Songs vorprogrammiert.
Line-up:
Kim Simmonds (guitar, vocals)
Pat DeSalvo (bass)
Garnet Grimm (drums)
Tracklist
01:Laura Lee
02:Sad News
03:Nuthin' Like The Blues
04:When You've Got A Good Thing
05:Cobra
06:Backstreet Woman
07:Goin' To The Delta
08:Just A Dream
09:Turn Your Lamp On
10:I Miss Your Love
11:Sleeping Rough
12:Going Back
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