Bereits seit dem Jahr 1997 treibt sich der australische Sänger/Gitarrist Michael Vdelli in der internationalen (Blues) Rock-Szene herum. Zunächst beackerte er die Clubs rund um Perth, ist aber inzwischen auch in Europa immer wieder präsent, wo er sich, besonders in Deutschland, einen ständig wachsenden Fan-Kreis aufbaut. Dabei war der Auftritt im Jahr 2007 auf dem Fehmarn Open Air der bisherige Höhepunkt in der Karriere der Band, als sie vor 20.000 Zuschauern ihre Klasse beweisen konnten. Aber auch auf kleinen Club-Gigs hat sich der Mann aus Down Under oft genug mit einer unbändigen Spielfreude in die Herzen der Fans gespielt.
Seit Anfang an mit dabei und auf allen bisherigen zehn in Eigenregie eingespielten und produzierten Alben ist Drummer Ric Whittle, der auch beim Songwriting eine gewichtige Rolle spielt und der perfekte Partner des Frontmannes zu sein scheint. Dass die Beiden sich inzwischen blind verstehen und musikalisch optimal harmonieren brauche ich da eigentlich gar nicht mehr extra erwähnen. Mit Troy Gennoe, seit 2007 in der Band, steht ein weiterer Ausnahmemusiker mit auf der Bühne, den man wohl mit Fug und Recht als 'Ideallösung' für die Band bezeichnen kann. Dieses Triumvirat kann ich ohne Übertreibung als perfekte Einheit bezeichnen, ohne zu übertreiben.
Mit dem aktuellen Longplayer Ain't Bringing Me Down ist gerade das erste Album auf dem deutschen Label Jazzhouse Records erschienen, das unter der Regie von Star-Produzent Kevin Shirley eingespielt wurde, der schon mit Größen wie Led Zeppelin, Aerosmith, Iron Maiden und Journey zusammen gearbeitet hat. Um diese CD zu promoten, kam die Band nun endlich wieder in unsere Republik, die für Vdelli eine ganz besondere Rolle spielt, wie er meinem Kollegen und Hardcore- Vdelli-Fan Mike im RockTimes- Interview aus dem letzten Jahr erzählte. Das war natürlich die perfekte Gelegenheit für mich, um mir diesen Top-Gitarristen mal aus der Nähe anzusehen.
Neben der Musik war auch die Tatsache, dass ich noch nie von einem schlechten Konzert dieser fleißigen Live-Band (ca. 150 Gigs pro Jahr und schon 15 Europa-Tourneen!) gehört hatte, ein weiterer Grund für den Besuch in der Bluesgarage. Da konnte eigentlich gar nichts schief gehen, denn schließlich haben Leute wie Rob Tognoni schon bewiesen, wie die Musiker vom anderen Ende der Welt abgehen können…! Da diese Power-Trios außerdem voll in meinem persönlichen Trend liegen und ich gerade erst mit den Konzerten von Todd Wolfe und Danny Bryant zwei starke Gigs dieses Genres erlebt hatte, war eine gewisse Vorfreude in Verbindung mit einer ziemlich großen Erwartungshaltung nicht zu leugnen.
Etwas enttäuschend war allerdings die Publikums-Resonanz an diesem herrlichen Samstagabend, denn ich hatte doch etwas mehr als die knapp einhundert anwesenden People erwartet. Immerhin war das letzte Gastspiel von Vdelli schon eine Weile her. Doch dem Protagonisten schien diese Tatsache absolut nichts auszumachen. Gut gelaunt betrat er fast pünktlich um 21.00 Uhr die Bühne und eröffnete den ersten Teil des Konzertes gleich mal mit dem Howlin' Wolf-Klassiker "Spoonful", mit dem er natürlich den perfekten Einstieg in den Gig vorlegte, um das Publikum in die richtige Stimmung zu bringen.
Sofort fiel das unheimlich differenzierte Schlagzeugspiel von Ric Whittle auf. Was dieser Mann allein bei der Behandlung der Becken zustande brachte, war schon perfekt. Dazu setzte er seine Attacken knochentrocken und immer genau auf den Punkt. Ein richtig starker Drummer, bei dem nicht allein die Kraft dominiert, sondern das Timing fast noch wichtiger ist. Und diesen Standard behielt er während des gesamten Gigs bei. Die ganze Anstrengung schien fast spurlos an ihm vorüber zu gehen. Erst als er am Ende des Konzertes die Bühne verließ, war zu erkennen, wie viel Energie er verbraten hatte, denn da klebten ihm die Klamotten nur so am Körper, als wäre er frisch aus dem Wasser gezogen.
Auch Troy Gennoe war neben seinem virtuosen Bassspiel optisch eine wahre Augenweide. Seine Bewegungen, die vom Einknicken in den Knien bis hin zu strammen Stechschrittfolgen gingen, machten dem Publikum sichtlich Laune und hoben die Stimmung noch weiter an. Er beschränkte sich musikalisch keineswegs auf die reine Begleitung der Songs, sondern zeigte immer wieder sehr viel Eigeninitiative, die schließlich im zweiten Teil des Sets in einem ausschweifenden Solo auf seinem schön geformten Tieftöner ihren Höhepunkt erreichte.
Vdelli selbst wirkte mit seinem intensiven Mienenspiel fast ansteckend auf die Zuhörer. Sein ganzer Körper arbeitete mit, wenn er zu den Soli ansetzte. Feeling pur. Es ist quasi körperlich spürbar, dass er seine Musik wirklich lebt. Teilweise wirkt er dabei wie abwesend, nur um dann gleich wieder freundlich lächelnd in Richtung Mikro zu schlendern und den Gesang wieder aufzunehmen. Und diese Stimme ist wahrlich nicht von Pappe. So eine Röhre würde man in der Regel eher den dunkelhäutigen Musikern aus dem Delta zuordnen.
Das Programm bestand zum größten Teil aus Songs vom aktuellen Album, die die volle Bandbreite der Musik Vdellis abdeckte. Harter Rock wechselte sich mit Songs aus dem Funk-Bereich ab, um dann in den Boogie einzutauchen. Auch der Blues kam nicht zu kurz und hatte in "Two By Two" sein absolutes Highlight. Überhaupt fiel auf, dass viele Titel zahlreiche Tempowechsel und Lautstärke-Schwankungen aufwiesen. Ein untrügliches Zeichen für die Kreativität des sympathischen Australiers. Die Songs sprühten nur so vor Leben. Keine Spur von Langeweile, und auch ein übertriebenes Zur-Schau-Stellen war nie zu spüren. Diese Vokabeln kommen im Wortschatz von Vdelli anscheinend gar nicht vor. Und das ist auch gut so!
Natürlich mussten wir auch auf Coverversionen nicht verzichten, die allesamt richtig gut rüber kamen. Neben dem schon erwähnten "Spoonful" stachen dabei noch "Born Under Bad Sign", "Hoochie Coochie Man" und "Manic Depression" besonders hervor. Klar, das sind fast alles Selbstläufer, die aber erst mal so perfekt gebracht werden müssen, dass sie mit dem hohen Standard der Originale mithalten können. Und das schaffte Vdelli perfekt.
Nachdem Michael zum Ende des Konzertes die Saiten seiner Gitarre der Reihe nach reißen ließ, bewegte er sich mit dem lädierten Instrument in Richtung Drumpodest und bot sie Ric Whittle zur weiteren 'Bearbeitung' an, der ihr schließlich unter Erzeugung der abenteuerlichsten Töne endgültig den Garaus machte. Auch eine sehr schöne Show-Einlage, die begeistert abgefeiert wurde.
Die beiden Zugaben trieben den Zuhörern dann noch einmal den Schweiß aus den Poren, denn "Dust My Broom" und der Titelsong des neuen Albums "Ain't Bringing Me Down" gingen ohne jede Schnörkel voll in die Beine. Das war Rhythmus pur, dessen Reiz sich niemand im Saal entziehen konnte. Schade, dass er erst jetzt das Metallröhrchen auspackte, denn seine Slide-Einlagen bei diesen zwei Songs waren vom Feinsten. Die Halle kochte und entließ Vdelli und seine Band nur widerwillig in die Katakomben der Bluesgarage.
Line-up:
Michael Vdelli (vocals, guitar)
Troy Gennoe (bass)
Ric Whittle (drums)
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