Dani Wilde / Juice Me Up
Juice Me Up Spielzeit: 53:56
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2012
Stil: Soul, Funk

Review vom 03.02.2012


Jürgen Bauerochse
"Juice Me Up" ist das inzwischen dritte Solo-Werk der jungen englischen Sängerin/Gitarristin aus dem britischen Seebad Brighton, die in den letzten Jahren eine ungeheuere Energie an den Tag legt. NachHeal My Blues (2008) und Shine (2010) mit den dazugehörigen Live-Aktivitäten, war Dani Wilde auch schon bei den Bluescaravan-Touren in den Jahren 2008 und 2011 dabei, bei denen in Zusammenarbeit mit Samantha Fish und Cassie Taylor die hervorragende CD
Girls With Guitars entstand. Und auch im Jahr 2012 wird die umtriebige Musikerin wieder an Thomas Rufs Karawane teilnehmen und die europäischen Clubs aufmischen.
Nun also der dritte Alleingang von Dani Wilde. Aufgenommen wurde in den englischen Platform Studios und für die Produktion war diesmal Jamie Little zuständig, der auch gleichzeitig am Schlagzeug saß. Die übrigen teilnehmenden Musiker waren fast ausnahmslos schon bei den Sessions zum "Shine"-Album dabei, lediglich die Bassistin Victoria Smith, die auf vier Songs zu hören ist, ist eine Newcomerin und wird ebenfalls bei der Bluescaravan-Tour 2012 dabei sein.
Bei den dreizehn neuen Songs (davon elf Titel aus der Feder von Dani Wilde) ist eine deutliche Abkehr vom 12-Takter hörbar. Diesmal stehen Soul- und Funkrhythmen im Vordergrund und bei dem letzten Stück des Albums wagt sich Dani Wilde mit dem rein akustischen "I Will Be Waiting" nur begleitet von Stuart Dixon an der Gitarre, sogar eindrucksvoll an den Bereich Singer/Songwriter heran.
So verwundert es nicht, dass bei ungefähr der Hälfte der Titel eine Bläser-Sektion dabei ist und für einen authentischen Sound dieser Musikstile sorgt. Doch nach wie vor steht die unter die Haut gehende Stimme der kleinen Engländerin im Mittelpunkt der Songs, und auch die großartige Arbeit am Sechssaiter ist nicht zu überhören. Dani Wilde ist eben in vielen Musikrichtungen zuhause.
Gleich der Opener bei diesem im schönen Vinyl-Look erschienenen Album mit einer kräftigen Bläser-Sektion geht sehr Funk-lastig durch die Boxen, wobei im Mittelteil ein erstes starkes Gitarrensolo integriert ist. Ein ganz starker Auftakt!
'Schmuse'-Soul in Reinkultur folgt mit "Walk Out The Front Door". Wieder im großen Line-up und diesmal auch mit Background Vocals, die auf dem Silberling noch öfter zu hören sind, beherrschen den Titel. Auch das kommt sehr gut rüber.
Nächste Station ist der Rockabilly. Bei dem relativ kurzen "Let Me Show You" geht es nun etwas temporeicher zur Sache, wobei ein hämmerndes Piano für enormen Drive sorgt. Eingefleischte Tänzer werden wohl kaum auf ihren Stühlen sitzen bleiben können.
Der Funk der siebziger Jahre herrscht bei "Crazy World" vor. Es dominiert ein pumpender Bass und der Grundrhythmus wird durch intensives 'Handclapping' verstärkt, während die Gitarre durch den ständigen Einsatz des Wah Wah-Pedals das Funk-Feeling noch weiter anheizt.
Dann wird es melancholisch im Hause Wilde. Die wunderschöne Ballade "Who's Loving You" ist einer der stimmlichen Höhepunkte auf dem Album und wird zudem von einem gefühlvollen Gitarrensolo beendet. Auch bei diesem Song spielt der Backgroundgesang eine ganz wichtige Rolle.
"Mississippi Kisses" ist einer der wenigen Ausflüge in den Blues. Danis Bruder Will Wilde spielt die Bluesharp gewohnt intensiv. Einer meiner persönlichen Anspieltipps, zumal hier auch der Sechssaiter richtig zur Sache kommt. So kennen und lieben wir Dani Wilde.
Endlich ist dann auch mal die Slide im Einsatz. Zusammen mit der Akustischen entstand bei "All I Need" ein herrlich gefühlvoller Song mit sehr interessanten Klangvarianten.
Funkrock der härteren Gangart bietet "The Burning Truth". Intensive Bläsereinsätze werden mit einer Gitarre ergänzt, die wesentlich druckvoller gespielt wird, als bei den übrigen Songs des Albums.
Das folgende "Falling" ist dann mein persönlicher Favorit dieses Longplayers. Hier hat ganz eindeutig das legendäre und vielfach gecoverte "I'd Rather Go Blind" Pate gestanden. Danis Stimme kommt einmal mehr großartig rüber, und die komplette Band macht mit ihrem extrem dichten Zusammenspiel einen tollen Job.
Einmal wird es dann auch rockiger. Der Titelsong drückt etwas mehr aufs Tempo. Ein hämmerndes Piano unterstützt den Rhythmus und die Leadgitarre räumt hier richtig gut ab. Doch auch dieser Song kann seinen Ursprung im Soul absolut nicht verbergen.
Das Album klingt mit zwei akustischen Songs aus, wobei die Vocals bei "Sweet Inspiriration" besonders eindringlich rüber kommen. Ein richtig unter die Haut gehender Titel voller Gefühl, der dem Rezensenten eine Gänsehaut nach der anderen beschert. Genau wie das abschließende "I Will Be Waiting". Noch einmal ist die große Stimme von Dani Wilde zu genießen und das nur begleitet von akustischen Gitarrenklängen.
Obwohl ich nicht unbedingt zu den Fans von Bläser-unterstützter Musik gehöre, hat mich die 'andere' Dani Wilde auf dieser Scheibe voll überzeugt.
Line-up:
Dani Wilde (lead and backing vocals, guitars)
Stuart Dixon (rhythm guitar)
Roger Inniss (bass - #1,4-9,12)
Victoria Smith (bass - #2,3,10,11)
Jamie Little (drums)
Pete Wingfield (keyboards - #2-6,10-12)
Sid Gould (horns - #1,2,4,5,8,9,11)
Rob Hughes (horns - #1,2,4,5,8,9,11)
Genevieve Sylva (backing vocals - #2,3,5-8,10-12)
Graham Dee (backing vocals - #2,3,5-8,10-12)
Will Wilde (harmonica - #6)
Tracklist
01:Don't Go Making Me Cry (3:28)
02:Walk Out The Front Door (3:47)
03:Let Me Show You (2:28)
04:Crazy World (4:46)
05:Who's Loving You (4:35)
06:Mississippi Kisses (3:25)
07:All I Need (3:34)
08:The Burning Truth (3:47)
09:Falling (5:01)
10:Call On Me (3:29)
11:Juice Me Up (3:35)
12:Sweet Inspiration (5:12)
13:I Will Be Waiting (4:04)
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