Epitaph / Konzert mit Mitschnitt zur DVD "The Old Station Acoustic Session", 12.03.2016, Alter Bahnhof, Anderten
Epitaph Epitaph
Konzert mit Mitschnitt zur DVD "The Old Station Acoustic Session", 12.03.2016
Alter Bahnhof, Anderten
12. März 2016
Stil: Acoustic Rock
Fotos: © Holger Hütte


Artikel vom 23.03.2016


Jürgen Bauerochse
Epitaph Die Kreativphase der deutschen Rockinstitution Epitaph, die inzwischen schon ein paar Jahre anhält, geht in die nächste Runde. Nachdem die Band beim Konzert im Capitol Hannover, bei dem die CD/DVD Still Standing Strong entstand, erstmals drei akustische Songs auf die Bühne brachte, führte man diese Idee weiter und spielte mit The Acoustic Sessions ein reines Unplugged-Album ein, das von den Fans sehr gut angenommen wurde. Es folgte eine Tour ohne Stromgitarren in kleinen intimen Clubs, bei der die RockTimes-Redaktion gleich ersten Gig im Alten Bahnhof, Anderten dabei sein durfte und ziemlich beeindruckt war. Epitaph und ihre 'Freunde' Tim Reese, Klaus Henatsch und Agnes Hapsari boten ein tolles Konzert mit ganz neuen und unerwarteten Tönen, bei denen die Geige und diverse Keyboards eine große Rolle spielten.
Epitaph Doch das ist nun auch schon wieder Geschichte. Jetzt steht der aktuelle Longplayer Fire From The Soul vor der Veröffentlichung und die Band um Cliff Jackson und Bernd Kolbe bereitet sich auf die entsprechende Promotion-Tour vor, die im April dieses Jahres beginnen wird. Doch zuvor erinnerte man sich wohl an den ersten Acoustic-Gig und beschloss, auch das letzte akustische Konzert in dieser stimmungsvollen Location zu bestreiten und das Ganze für eine Live-DVD mitzuschneiden, die den treffenden Titel "The Old Station Acoustic Session" tragen wird. Logischerweise waren auch Reese, Henatsch und Hapsari wieder mit von der Partie, die auch auf der neuen CD mitspielten. Außerdem ist auch Ur-Drummer Jim McGillivray wieder mit im Boot, der Achim Poret inzwischen abgelöst hat.
Epitaph Und dieser Schachzug, die Filmaufnahmen in Anderten zu machen, erwies sich als genial. Der Alte Bahnhof platzte fast aus allen Nähten, als das Konzert begann. Es war so voll, dass es mir nicht möglich war, eigene Livebilder zu schießen, was mir in meiner langen RockTimes-Karriere noch nie passiert ist. Aber zum Glück hat man ja Freunde, die in so einem 'Notfall' aushelfen können. Danke Rolf! Es war so voll im Saal, dass wir unseren Tisch kaum noch verlassen konnten. Selbst die 'Rauchpausen' vor der Tür waren nur mit Mühe einzuhalten, da die vier Kameramänner auch noch ihren Platz beanspruchten.
Epitaph In weiser Voraussicht waren wir schon Stunden vor dem Auftritt da und konnten so den kompletten Soundcheck miterleben. Außerdem ist es immer wieder ein Vergnügen, mit diesen sympathischen Musikern zusammen zu sein und zu reden. Wie üblich herrschte eine total relaxte Stimmung im Saal. Ganz locker wurden die Probeaufnahmen des Filmteams erledigt. Nur beim reinen Soundcheck der Band konnte man die große Konzentration bei den Musikern spüren. Die Jungs sind eben ganz Profis, die immer die größte Qualität für ihr Publikum haben wollen. Insgesamt war das ganze Gewusel vor der Bühne und die Kommunikation zwischen Musikern und Filmteam sehr interessant und aufschlussreich, denn wann ist man bei den Vorbereitungen einer DVD-Aufnahmesession so hautnah dabei.
Epitaph Als Epitaph & Friends pünktlich um 20.30 Uhr die kleine Bühne betraten, war jedenfalls alles perfekt. Sound und Licht waren optimal eingepegelt, als die Band gleich mit "Nightmare" begann und somit dem Publikum eine ziemliche Überraschung bereitete, denn dieser Song gehört zu den härteren Titeln des neuen Albums. Schon auf der Hinfahrt zum Konzert hatten wir darüber spekuliert, welche Stücke der neuen Scheibe in der Akustikversion dabei sein würden. Und "Nightmare" gehörte absolut nicht zu unseren Tipps. Dennoch kam diese Fassung richtig gut rüber, war perfekt arrangiert und erwies sich als optimaler Opener des ingesamt zweieinhalbstündigen Gigs, der in zwei Teilen gespielt wurde. Die Stimmung im Saal war sofort da, denn das Publikum war durch den perfekten Harmoniegesang und die klasse Gitarrenarbeit vom ersten Ton an sehr angetan.
Epitaph Außerdem wurde schnell klar, dass sich Tim Reese zum Publikumsliebling entwickelte. Mit seinem virtuosen Geigenspiel sorgte er fast bei jedem Song für eine perfekte Ergänzung des Bandsounds, was ja auch bei "Fire From The Soul" immer wieder zu hören ist. Auch Nektar-Keyboarder Klaus Henatsch passte sich hervorragend an und gab einige beeindruckende Soloeinlagen zum besten. Wenn er durch die zierliche Agnes Hapsari abgelöst wurde, konnte man sich auf tolle Pianoklänge einstellen. So war das gefühlvolle "Ride The Storm" erneut einer der Höhepunkte des Abends. Überall sah man die Zuhörer lauthals mitsingen, denn auch die neueren Songs sind ja inzwischen schon auf dem Weg zum Klassiker-Status.
Epitaph Im Großen und Ganzen gab es natürlich die Songs aus dem Acoustic-Album auf die Ohren, die auch erwartet wurden. Wer wollte auch schon auf Songs wie "Woman", "Little Maggie" und "Looking For A Friend" verzichten? Da fiel auch gar nicht groß auf, dass der "Sad Song" schlichtweg vergessen wurde, obwohl man ihn im Soundcheck noch gespielt hatte. Mit "Vilanova Junction" gab es auch die einizige Coverversion des Abends, bei der Heinz Glass nach Herzenslust glänzen konnte. Doch für mich waren, neben "Nightmare", auch "Love Child" und "Sooner Or Later" die größten Überraschungen. Kein Wunder, denn das waren die Titel des neuen Albums, die zum ersten Mal live gebracht wurden und perfekt in die Setliste passten.
Epitaph Es stimmte also alles an diesem Abend. Cliff und Bernd waren hervorragend bei Stimme und man merkte ihnen die Spielfreude förmlich an. Bernd Kolbe blühte bei seinem Basssolo, das natürlich auch nicht fehlen durfte, förmlich auf und wurde dabei frenetisch abgefeiert. Überhaupt spendete das Publikum immer wieder spontanen Zwischenapplaus für jede Soloeinlage. Und den hatte sich jeder einzelne Musiker redlich verdient. So vergingen die 150 Minuten wie im Fluge und als der Zugabenteil mit dem Beatles-Klassiker "I Saw Her Standing There", das zu Ehren des kürzlich verstorbenen George Martin gespielt wurde, beendet war, hatte wohl jeder Zuhörer im Alten Bahnhof einen tollen Konzertabend hinter sich. Hoffentlich lässt die Live-DVD nicht zu lange auf sich warten, denn diesen Gig möchte ich möglichst schnell bei mir im Regal stehen haben und jederzeit wieder abrufen können.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Rolf Mölder für die Einladung zu diesem Konzert!
Line-up:
Cliff Jackson (guitar, vocals)
Bernd Kolbe (vocals, bass)
Heinz Glass (guitar, backing vocals)
Jim McGillivray (drums)
Tim Reese (violin)
Klaus Henatsch (keyboards)
Agnes Hapsari (piano)
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