Wie schnelllebig die heutige Zeit doch ist. Inzwischen ist die Reunion von Epitaph in der aktuellen Besetzung auch schon wieder sieben Jahre her. Seit dem Jahr 2001 ist die Band um Cliff Jackson und Bernd Kolbe mehr oder weniger regelmäßig in Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern unterwegs und lässt die alten Zeiten der Krautrock-Ära in den Siebziger Jahren wieder aufleben, in denen sie neben Birth Control und Jane zu den erfolgreichsten Exportartikeln der Rockmusik 'Made In Germany' gehörten.
Seit dem Jahr 2004 macht die Band auch regelmäßig einen Zwischenstop in der Bluesgarage zu Isernhagen und lockt die Fans ihrer Musik zum abendlichen Abrocken. Gar keine Frage, dass RockTimes natürlich bei jedem Gig live dabei war, denn schließlich gehört eine vollständige Berichterstattung über die wichtigsten Ereignisse zu den vorrangigen Aufgaben, die wir uns selbst gestellt haben, um unsere Leser immer umfassend zu informieren.
War es im Jahr 2004 noch die Neugier, wie sich Epitaph nach der langen Trennungsphase nun wieder präsentieren würden, machte zwei Jahre später die Gerüchteküche um ein neues Studio-Album das Konzert sehr interessant, denn es konnte ja gut möglich sein, dass man den einen oder anderen neuen Song erhaschen konnte, der einen ersten Rückschluss auf die neue CD zuließ.
Inzwischen sind wir ein ganzes Stück schlauer geworden. Die Band hat wieder prima zusammen gefunden und verkauft ihre gradlinigen und zeitlosen Rocksongs so frisch wie zu ihrer Glanzzeit. Das vermutete Studiowerk ist auch Realität geworden und hört auf den Namen Remember The Daze. Dass es für mich die CD des Jahres 2007 geworden ist, war ein weiterer Grund, weshalb ich dem diesjährigen Konzert besonders gespannt entgegen sah. Schließlich wollte ich unbedingt wissen, wie die aktuellen Songs in der Live-Version rüber kommen würden. Zu guter Letzt machte auch der Mitschnitt Live At Rockpalast Lust auf Epitaph.
Das sahen an diesem Freitagabend wohl auch noch etliche Freunde guter Musik genau so, denn die Publikumsresonanz war doch deutlich stärker als bei den letzten beiden Gigs. Trotzdem hätte ich mir noch mehr Betrieb vor der Bühne gewünscht, denn die Band hat immer ein volles Haus verdient. Aber okay, das muss jeder Einzelne selber wissen. Für mich war völlig klar, dass es abermals ein wunderbares Konzert geben würde, denn Epitaph gibt eigentlich immer Alles. Das war offensichtlich auch den Kollegen von Jane klar, denn immerhin befanden sich mit Klaus Walz, Charly Maucher und Werner Nadolny gleich drei Bandmitglieder im Saal.
Ein erster Blick auf die Setlist zeigte schon mal an, hier war die absolute Vollbedienung à la Epitaph vorbereitet. Allein die Anzahl der geplanten Songs ließ auf eine längere Veranstaltung schließen, denn es ist ja hinlänglich bekannt, dass die Gruppe ausgedehnten Improvisationen durchaus nicht abgeneigt ist. Zu meiner großen Freude waren auch reichlich Songs aus dem neuen Studio-Album vorgesehen. Ich hatte mich also nicht getäuscht. Epitaph wollten es wieder einmal wissen und überließen nichts dem Zufall. So kennt und liebt man die Band. Selbst die drei Zugaben standen schon fest. Typisch deutsch eben, und das meine ich durchaus positiv.
Schon im ersten, etwa einstündigen Teil der Show legte Epitaph einen gelungenen Mix aus neuen Songs und ihren Klassikern hin. Voll konzentriert begann Cliff Jackson mit dem Intro zu "Fresh Air" und sofort, nachdem die komplette Band eingestiegen war, kam richtig Bewegung auf die Bühne. Jeder angerissene Ton seiner Bassgitarre ließ Bernd Kolbe förmlich explodieren, während Achim Wielert sein Schlagzeug nach allen Regeln der Kunst vermöbelte. Lediglich Heinz Glass hielt sich, wie immer, etwas zurück und erledigte seinen Part an der Lead-Gitarre ohne jeden Schnörkel, dafür aber qualitätsmäßig vom Feinsten.
Genau so verlief dann auch das zweite Set. Dabei ist besonders das Zusammenspiel der Band zu erwähnen, das im Laufe der Jahre noch dichter geworden zu sein scheint. Schöne Duelle der beiden Gitarristen werden von dem aggressiven Bass-Spiel Kolbes perfekt unterstützt, und Wielerts Drums kennen auch keine Kompromisse. Powerrock pur und das fast ohne jede Verschnaufpause - das ist und bleibt das Markenzeichen von Epitaph. Dazu kommt der ständig wechselnde Leadgesang, an dem sich alle vier Bandmitglieder beteiligten. Selbst Heinz Glass musste beim Boogie "Going To Chicago" mit ran.
Besonders hervorstechend fand ich die beiden Basssolo-Einlagen, die ein Stillsitzen bzw. -stehen einfach unmöglich machten. Das war schon Feeling pur, wenn einem jeder einzelne Ton die Magenwände rauf und runter glitt. Heftiger Zwischenapplaus war der Lohn für diese intensive Darbietung. Auch das Schlagzeugsolo im Zugabenteil wurde begeistert abgefeiert. Dieses Konzert ging sogar so weit, dass sich Bernd Kolbe auf die Bühnenbretter niederließ und in schönster Pete Way-Manier auf dem Rücken weiter spielte. Logisch, auch diese Einlage wurde stürmisch bejubelt.
Wie schon erwähnt, wurde das Album "Remember The Daze" ausführlich vorgestellt. Dabei fügten sich die Songs nahtlos in das Programm ein. Es gab keinerlei Schwächen zu hören. Die aktuellen Titel fielen im Vergleich zu "Moving To The Country", "Woman", "Reflections" und wie sie alle heißen, keinen Deut ab.
Besonders herausstellen möchte ich aber "Stop, Look & Listen", den letzten Monumentalsong von Epitaph, nachdem "Early Morning" inzwischen aus dem aktuellen Programm gekegelt wurde. Dieses Stück war an diesem Abend einfach nicht zu toppen. Gestreckt auf mehr als fünfzehn Minuten, enthielt es einfach alles, was gute Rockmusik eben so braucht. Improvisationen, Tempowechsel, ruhige Teile und dann wieder die volle Dröhnung. Solche Überflieger würde ich mir noch viel öfter wünschen.
Nach schlappen zweieinhalb Stunden verließ Epitaph die Bühne und hinterließ ein völlig begeistertes und ausgepowertes Publikum. Wie sagte Henry so schön: »Für mich sind die Scorpions im Vergleich zu Epitaph nur eine Luftnummer.« Da kann ich ihm nur von ganzem Herzen zustimmen!
Line-up:
Cliff Jackson (guitar, vocals)
Bernd Kolbe (vocals, bass)
Heinz Glass (guitar, vocals)
Achim Wielert (drums)
Setlist |
Fresh Air
Cold Rain
Remember The Daze
Woman
Dead Man's Train
Crossroads
Middle Of The Night
Ships
Hole In My Head
Moving To The Country
Big City
Tequila Shuffle
Stop, Look & Listen
Reflections
Ain't No Liar
Going To Chicago
What About Me
Who Do You Love
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Externer Link:
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