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2. BluesMoose Fest / 28.04.2013, Festivalterrain De Wolfsberg, Groesbeek (NL)
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2. BluesMoose Fest
Groesbeek (NL)
28. April 2013
Festivalbericht
Stil: Blues Rock
Artikel vom 07.05.2013
Joachim 'Joe' Brookes
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Das erste BluesMoose Fest war ein voller Erfolg für alle Beteiligten. Damals waren sich alle Zuschauer einig, dass es eine zweite Auflage geben musste. So begannen die Leute vom BluesMoose-Radio schon früh mit den Planungen und sie hatten mit der Wahl des Festivalterrain De Wolfsberg im niederländischen Groesbeek wieder einen Volltreffer gelandet. Der Service war einmal mehr vom Feinsten. Die zahlreichen Bedienungen waren fleißig wie die Bienen und Bestellungen wurden prompt geliefert. Für das leibliche Wohl stand an den diversen Ständen ein reichhaltiges Angebot zur Verfügung. Vom Ablauf und den Umbaupausen her gab es ebenfalls nichts zu meckern. Die gesamte Technik funktionierte wie am Schnürchen und an dieser Stelle ein dickes Lob und Dank an alle helfenden Hände. Auch wenn es während der Vorbereitungen zu kleinen Änderungen im Line-up des Events kam, muss man den Organisatoren abermals ein sehr gutes Händchen bei der Auswahl der Bands zugestehen. Mit von der Partie waren:
Tony Spinner
Der Amerikaner Tony Spinner war genau der richtige Mann, um das Publikum auf Touren zu bringen. Sein Blues Rock fiel auf fruchtbaren Boden. Mit einem gelungenen Streifzug durch sein eigenes Repertoire, unter anderem mit Songs aus Rare Tracks beziehungsweise Down Home Mojo sowie einigen hinlangenden Interpretationen von Klassikern des Genres baute er bei herrlichem Sonnenschein ordentliche Stimmung bei den Zuschauern auf.
Die Rhythmusabteilung mit Michel Mulder am Bass und Schlagzeuger Alex Steier sorgte für mächtigen Schub und Groove. Phasenweise hatte sich der Protagonist mit heißen Licks der funkigen Auslage des Zwölftakters gewidmet und bei den Zuschauern war die Fußwippe im Dauereinsatz. In der langsamen Variante kreierte er herrliche Tonfolgen und im Kontrast dazu bot er auch die urwüchsige Gitarrenpower mit einigen Feedback-Orgien am Verstärker auf.
Ein harter Boogie wurde mit einem luftig-ruhigen Intermezzo aufgelockert und bei den angenehmen Temperaturen kam ein Reggae-Abstecher in die Karibik genau zur richtigen Zeit. Das von Big Joe Williams 1935 geschriebene "Baby Please Don't Go" servierte uns der Gitarrenhexer in einer heavy groovenden Rock-Version und daneben spielte er auch einen typischen Chicago-12-Takter. Bei einem Festival wie diesem durften natürlich nicht Songs von berühmten Künstlern der Blues-Geschichte fehlen. Auf seine ganz persönlich Art und Weise interpretierte Tony Spinner Muddy Waters. Der Gitarrist brachte das gesamte Spektrum des Genres zum Leuchten. In seinen spielerisch-lockeren Soli schraubte er sich immer wieder in den gering bewölkten Himmel und eine schnelle, infizierende Rock'n'Roll-Nummer durfte selbstredend auch nicht fehlen.
Tony Spinner stellte sein Spiel ganz in den Dienst der Sache. Seine Alleingänge waren super und endeten eben nicht in endlosen Frickeleien. Die Mischung aus eigenen Liedern und Fremdkompositionen war klasse. So etwas begeisterte die Zuschauer und wenn es ordentlich groovte, wurde darüber hinaus auch noch für prächtige Laune gesorgt. Tony Spinner war in sehr guter Spiellaune und sorgte für so einige Highlights. Er gehört zum Oberhaus der Blues Rock-Szene.
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Big Pete
Heimspiel! Der Harpspieler Big Pete ( Pieter van der Pluijm) kommt aus den Niederlanden und konnte eine tolle Begleitband auf der großzügigen Festivalbühne präsentieren. An der Gitarre der famose aufspielende Sander Kooiman oder 'Rotterdam Slim', wie der Frontmann ihn nannte und die Rhythmusfraktion bildeten Erkan Ödzemir (Bass) sowie sein erst siebzehnjähriger Sohn am Schlagzeug, der wohl kurzfristig eingesprungen war. Damit war er wohl der jüngste Musiker des Events. Big Pete hatte sich mehr dem traditionellen Blues verschrieben und gab einige Auszüge seines Debütalbums Choice Cuts für Delta Groove Productions zum Besten.
Der Drummer hatte einen beeindruckenden Beat und lieferte Grooves am Fließband. Der Gitarrist spielte ungemein effektiv und beseelt, ohne große Show-Elemente. Die brauchte er auch gar nicht, denn er brillierte ein ums andere Mal mit hervorragenden Soli. Bei ihm floss pures Blues-Blut durch seine Adern. Durch ein Harp-Mikrofon Marke Fahrradlampe gab Big Pete seinen kleinen Instrumenten in den verschiedenen Tonlagen sowie zeitweise seinem Gesang eine schönen, klassischen Klang und zusammen mit dem Gitarristen spielten die beiden Musiker Soli wie am Schnürchen gezogen. Platz für Improvisationen war genug vorhanden. Die Männer ließen sich auch richtig viel Zeit für die Alleingänge. Unter anderem spielte man von der Platte "Choice Cuts" den Howlin' Wolf-Titel "Rockin' Lady" und der Rock'n'Roll-Ableger sollte sich wie ein roter Faden durch die weiteren Auftritte ziehen.
Beim Schlagzeugsolo des jungen Drummers flogen die Sticks nur so über die Felle und Becken. Von diesem Nachwuchstrommler wird man in der Zukunft wohl noch viel hören und bestaunen können. Beim Slow Blues spielte 'Rotterdam Slim' abermals ein faszinierendes Solo. Den Mann konnte man nur mit dem Gold des Blues, auch Feeling genannt, aufwiegen. Für den Gitarristen war das Griffbrett seiner Halbakustischen allerdings auch so etwas wie die Tartanbahn der Sprinter. Ebenfalls ließ der Niederländer die Vernetzung mit Lester Butler von den Red Devils aufleben, denn der Mundharmonikaspieler gehört ja auch zur Lester Butler Tribute Band. Höhepunkte gab es reichlich und "I Got My Eyes On You" war nur einer davon. Zeit für eine Zugabe war noch ... bei "Black Cat Bone" brachte Sander Kooiman dann noch das Wah Wah-Pedal zum Einsatz. Auch wenn man den Heimbonus in Abzug brachte, konnten der Harp-Virtuose Big Pete und seine Band voll überzeugen.
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Smokin' Joe Kubek & Bnois King
Der Blues von Smokin' Joe Kubek & Bnois King war heftig ... und laut. Auch wenn sich ihr Album Close To The Bone auf akustischen Pfaden bewegt, gab das amerikanische Duo trotzdem elektrisch verstärkte Kostproben daraus. Und wie! Smokin' Joe Kubek fingerte häufiger an der Knöpfen seines Verstärkers und sorgte nicht nur damit für einen verzerrten Gitarrensound. Sein Bottleneck war immer griffbereit und kam häufig zum Einsatz. Mit seinem hier und da an ein ZZ Top erinnernden Riffing konnte er durchaus punkten. Die Bassistin und der Schlagzeuger hielten die Gitarrenfahrten der beiden Künstler wie Paketband zusammen. Bnois King war sehr gut bei Stimme und Smokin' Joe Kubek ließ ohne viel Kompromisse die Saiten seines mintfarbenen Sechssaiters glühen.
Auch hier gab es einen Abstecher in den Rock'n'Roll und dabei kam einem, auch durch den verzerrten Klang Hound Dog Taylor in den Sinn. Drums'n'Bass konnten ordentlich grooven und bei dieser Band wurde, wenn auch nur kurz als integrativer Teil eines Songs Jimi Hendrix zitiert. "Burnin' To The Ground" war fackelnder Slide-Rock und der vom Quartett gespielte Slow Blues konnte durchaus gefallen. Der Kontakt zum Publikum beschränkte sich mehr oder weniger auf das Notwendigste und der für Smokin' Joe Kubek aufgestellte Ventilator durfte auch hier nicht fehlen, obwohl das Wetter schon für ausreichende Belüftung sorgte.
Texas, Louisiana ... zwei Gitarristen, zwei unterschiedliche Sprachen des Blues. Heftig und sanft, hart und soft wenn man so will. In ihren Soli konnte man immer wieder feine Unterschiede ausmachen und auf gemeinsamer Fahrt über die Saiten wurde zeitweise gerifft, bis die Schwarte krachte. Die Spielfreude kam allerdings ziemlich professionell rüber, denn selten konnte man ein Lächeln der Protagonisten erkennen. Wenn der Groove eine Hauptrolle spielte, war die Combo richtig gut. Allerdings konnten damit auch andere Bands/Künstler glänzen. Insgesamt waren Smokin' Joe Kubek & Bnois King gut. Andere Musiker spielten ihnen allerdings den Rang ab.
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Blues Caravan 2013
Das Motto der Blues Caravan 2013 lautet 'Tomorrow's Guitar Heroes'. Joanne Shaw Taylor, Jimmy Bowskill und Bart Walker brachten die Besucher des Festivals so richtig in Partystimmung. Bei dem Gitarrentrio ging der Blues Rock auf ganz hohem Niveau ab. So muss er sein! Authentisch, mit viel Feeling, bodenständig, sich in höhere Sphären schraubend und variantenreich gespielt. Schon die gemeinsame Eröffnung brachte die Hände der Zuschauer wieder auf Betriebstemperatur. Kein Wunder, wenn Ike & Tina Turners "Proud Mary" so toll aus den Lautsprechern schallte. Jimmy Bowskill spielte hier und bei Joanne Shaw Taylors Auftritt auch Keyboards. Dieses Instrument war dann auch nur diese eine Mal auf dem Festival vertreten. Die Rhythmusabteilung begleitete alle drei Künstler. Respekt, die waren auch richtig gut.
Bühne frei für Bart Walker! Hammer! Dieser amerikanische Blueser hatte die Show, sowohl musikalisch als auch mit seinen Einlagen, im Kasten. Er lieferte nicht nur herrlich arrangierte Songs mit Breaks und Tempowechseln, sondern spielte sein Arbeitsgerät auch hinter dem Rücken oder Slidegitarre mit Hilfe des Mikrofonständers. Trotz seines noch jungen Alters brillierte er mit einer gereiften Stimme und seine Fingerakrobatik auf dem Fretboard war vom Feinsten. Nicht nur die Nummern aus seinem Album Waiting On Daylight gingen unter die Haut beziehungsweise ins Herz eines jeden Blues Rock-Fans und davon gab es viele. Für diese klasse Unterhaltung gab es jede Menge verdienten Beifall. Immer wieder nahm er ganz geschickt durch kleine ruhigere Intermezzi den Druck aus dem Rock, ohne die Energie zu vernachlässigen.
Der tönende Staffelstab wurde an den Kanadier Jimmy Bowskill übergeben. Er hatte die etwas härtere Gangart des Genres als Trumpfkarte im Ärmel. Mit seiner geschulterten Kuhfell-Gitarre aktivierte der Musiker auch gleich das Bottleneck. Bei den langen Soli brannte die Hütte. Beide Daumen hoch! Seine psychedelischen Exkurse gestaltete er nicht übertrieben, immer zum Gefallen des Publikums. Szenenapplaus war angesagt. Jimmy Bowskill nutzte den Platz auf der Bühne. Mal hier mal dort stand er quasi nur still, wenn er seinen Platz am Gesangsmikrofon einnahm. Die Verknüpfung zum Blues war natürlich vorhanden, allerdings gestaltete sich das Tau um einige Grade dünner als zum Beispiel bei Bart Walker. Nichtsdestotrotz wurden Teile seines Auftritts zu wahren Klangkaskaden ausgebaut, die auch eruptiven Charakter hatten. Der Gig war überzeugend, setzte sich in den erwähnten Belangen von so einigen anderen Musikern ab und man musste dem Mann schon Respekt zollen. Jimmy Bowskill hatte definitiv neue Fans gefunden.
Aller guten Dinge waren bei der Blues Caravan 2013 drei ... die Engländerin Joanne Shaw Taylor machte die Internationalität komplett. Der Wirbelwind Jimmy Bowskill setzte sich wieder ans Keyboard und ab ging die funkige Post. Bei ihrem Auftritt war man von den Socken. Diese Frau konnte toll singen und was sie ihrer Gitarre an Tönen entlockte, war Gourmet-Kost. Der Songreigen, auch mit Liedern aus Almost Always Never war vortrefflich und sie wurden in den Livefassungen um mehrere Stufen freier dargeboten als auf der Platte. In allen Belangen musste man Joanne Shaw Taylor zugestehen, dass sie auf genau dem richtigen Weg ist, um nicht nur die Männerwelt mit ihrer Musik zu bewegen. Bezogen auf diesen Festivalauftritt konnte jeder Künstler auf seine Art und Weise überzeugen. Natürlich gab es die Blues Caravan 2013 hier in einer kürzeren Festival-Fassung. Wieder alle gemeinsam auf der Bühne schwebte auch mit Twin-Sounds zum ersten Mal Southern-Flair durch die Lüfte. Klasse! Ganz zum Schluss ließ man den bereits mehrfach erwähnten Rock'n'Roll aufleben. Wohl alle waren sich einig ... die Blues Caravan 2013 hatte sich in die Herzen der Zuschauer gespielt. Alle drei Musiker waren Sympathieträger des Zwölftakters. Kompliment!
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Danny Bryant
Danny Bryant feiert sein Zehnjähriges. Sein Auftritt bei diesem BluesMoose Fest war der letzte seiner Frühjahrs-Europatournee und der Engländer zog aber wirklich alle Register seines umfangreichen Könnens. Logisch und nachvollziehbar war, dass der Engländer musikalische Werbung für sein Album Hurricane machte. Allerdings konnte der Künstler auch aus dem Vollen schöpfen, denn schließlich hat er ja schon so einige tolle Platten und eine DVD auf den Markt gebracht. Rundum war es ein höllisches Vergnügen, sich seinen abwechslungsreichen Blues Rock reinzutun. Mit seinem Vater Ken Bryant (Bass) und Trevor Barr am Schlagzeug hatte er verlässliche Leute hinter sich, denn schließlich spielt man ja schon seit geraumer Zeit zusammen auf Tonträgern respektive live. Powertrio pur und elektrisierend!
Einerseits war der geschmeidige Slow Blues "Prisoner Of The Blues" nur eine der Kostproben von "Hurricane". Brettharte Gitarrensounds verpassten andererseits den Leuten vor der Bühne eine Fönfrisur. Beim Rhythmusduo stand der Groove definitiv nicht im Kleingedruckten des Live-Vertrages und so, wie man ihn kennt, brauchte Ken Bryant nicht viel Platz auf der Bühne. Er hatte so zirka einen Quadratmeter der Bühne gemietet, aber was sein Tieftönerspiel angeht, war er voluminös unterwegs. Danny Bryant suchte förmlich den Kontakt mit dem Publikum und er war während seiner ausladenden Solofahrten genauso viel unterwegs wie auf dem Fretboard seiner herrlich blauen Fender Stratocaster.
Neben seinem exzeptionellen Riffing war er ein Filigrantechniker der feinen, leisen Töne. "Pain Killer" entpuppte sich als ein weiteres Highlight seines Auftritts. In ruhigen Fahrwassern begann der Frontmann ganz alleine, ganz bei sich und dann legte das Trio in hochoktanigen Bereichen mächtig los. Die goldfarbene Gibson geschultert machte sich der Gitarrist abermals auf den Weg zu einem gigantischen Solo und die Begeisterung der Zuschauer war groß. Seine Songs verfügen über einen ausgesprochen hohen Standard und das Pendeln zwischen knackig-rockendem 12-Takter und ruhigen Nummern war Ausdruck einer eigenen Blues-Sprache des Engländers. Danny Bryant war ein mehr als würdiger Abschluss des 2. BluesMoose Fests. Insgesamt konnte man bei vielen Besuchern nur anerkennende Reaktionen auf diesen Event hören und nach dem Motto 'aller guten Dinge sind drei' gibt es im Jahr 2014 hoffentlich eine Fortsetzung dieses Festivals.
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