'Das beste kommt erst noch' - aber wir können trotzdem schon mal nachhören, was alles schon da war! So ungefähr könnte das Motto von Hartmann lauten. Hartmann, das sind Oliver Hartmann und Band. Und während die schon an einem fünften Studioalbum werkeln, erscheint erstmal (zeitgleich mit der Neuauflage des Debütalbums Out In The Cold) eine Best-Of-Zusammenstellung: "The Best Is Yet To Come". Da stellt sich wie immer die Frage, warum man so etwas braucht, zumal Hartmann bislang ausschließlich klasse Alben rausgebracht hat, von denen das 'Beste' nur schwer herauszufiltern ist. Vielleicht ganz geschickt gemacht: 'The Best', das steht für sich allein so auch nirgends. Es handelt sich einfach um einen Querschnitt durch die Solokarriere ab 2005. Aber fangen wir doch mal mit dem Schluss an - denn kaum etwas dürfte die Hartmann-Fans so sehr interessieren wie die Zugaben im Bonusteil.
Die Nummer "Brothers" vom 2009er III-Album im Duett mit Buddy Tobias Sammet gibt es in einer Live-Version (Soundtüftler Sascha Paeth taucht zudem an der Gitarre auf). Mit Sammet verbindet Hartmann ja ohnehin viel - mit dessen Baby Avantasia war er inzwischen schon mehrfach auf Tour - dort und auch bei den Rock Meets Classic-Tourneen hat man Oliver Hartmann in den vergangenen Jahren öfter sehen und hören können. Die "Brothers"-Liveversion ist stark. Okay, Tobi übertreibt etwas, aber so isser halt. Insgesamt ein energisches Duett mit klasse Live-Power. Noch ein Livesong: John Miles' Gassenhauer "Music". Da war doch was, da war doch was ... richtig: Das hatte die Band auf der Live-DVD Handmade zum Besten gegeben. Hartmanns umarrangierte, reduzierte Version ist bärenstark.
Und sonst? Die weiteren 14 Tracks auf "The Best Is Yet To Come" setzen sich zusammen aus vier Mal "Out In The Cold", drei Mal Home, drei Mal "III" und vier Mal Balance. Wo welcher Song zu finden ist, zeigt die Tracklist auf der Rückseite der CD-Hülle mit Symbolen an - ein guter Service für die, die Hartmann erst noch kennen lernen wollen. Angeordnet wurden die Songs nicht chronologisch, sondern so, dass diese Zusammenstellung für sich allein eine gute Dramaturgie besitzt. Und die reicht von optimistischen Dynamiknummern wie "All My Life" und "Alive Again" über kantige Hard Rocker wie "Like A River" oder der mächtig intensiven Heavy-Nummer "Save Me" bis hin zu samtenen Seelenstreichlern.
"After The Love Is Gone" hat schon so ein bisschen was von Foreigner. Und "Crying", das ist Lionel Richie. Lionel Richie in Rock. Am Ende wird es laut und atmosphärisch - plötzlich ist es eine Lionel Richie-Nummer in der Joe Cocker-Version. Ein gute Beispiel für den souligen Touch, der bei Hartmann immer wieder mitschwingt. Und eines haben alle Hartmann-Songs gemein, ob Rocker oder Ballade, und das ist diese berührende positive Energie. Diese Musik ist heilsam. Hartmann hat dafür geheime Tricks - es sind diese Kleinigkeiten, diese besonderen harmonischen Schlenker jenseits des Normalen. Und natürlich die Stimme - der kraftvolle, sehnsuchtsvolle Gesang, leicht angeraut, unverkennbar!
Wenn ich Hartmann höre, dann geht es mir gut. Und wenn es mir schlecht ging, dann geht es mir zumindest besser. Es ist Musik, die berührt. Und die besten Beispiele dafür sind der Bandklassiker schlechthin, "Out In The Cold", die verträumte Powerballade "Into The Light" (könnte auch eine Luke-Nummer von Toto sein) und der originelle Ohrwurm "The Sun's Still Rising". Ist das eine klasse Nummer! Und dank dieser Scheibe endlich mal wieder gehört ... eine leicht angeblueste Songperle mit ausgefallenem Gitarrenriff. Eingängig und anspruchsvoll - ein bisschen Musik von Musikern für Musiker. Unglaublich dynamisch, megamelodisch, wie Mr. Big zu ihren allerbesten Zeiten.
Auszusetzen gibt es an der Songauswahl nicht viel ... manches ist eben Geschmacksache. Auf "Coming Home To You" hätte ich persönlich verzichtet; das ist für mich einer der ganz wenigen 'durchschnittlichen' Nummern (wenn ich das auf dem klasse Gesamtniveau seiner Alben so sagen kann) Hartmanns. Dafür hätte der Song in die Zusammenstellung gehört, der ihr den Namen gegeben hat, "The Best Is Yet To Come", die einfühlsame Gänsehautnummer ganz am Schluss des bis dato letzten Studioalbums "Balance". Vielleicht hätte es sich mit "Into The Light" gebissen. Sei's drum. Wenn dieses 'Nicht-Best-Of' (denn das Beste kommt ja erst) dazu beiträgt, Hartmann neue Fans zu bescheren, dann hat es seinen Zweck erfüllt. Irgendwie ist die pure Existenz der Compilation aber auch schon eine Art Auszeichnung für alles bisherige.
Current Line-up:
Oliver Harmann (vocals, guitar)
Mario Reck (guitar)
Markus Kullmann (drums)
Armin Donderer (bass)
Tracklist |
01:All My Life (3:57)
02:Alive Again (4:13)
03:Right Here Right Now (4:30)
04:Out In The Cold (3:53)
05:Crying (5:03)
06:After The Love Is Gone (5:27)
07:Like A River (4:07)
08:The Sun's Still Rising (4:29)
09:What If I (3:54)
10:Don't Give Up Your Dream (4:54)
11:Suddenly (3:51)
12:Save Me (5:00)
13:Coming Home To You (4:02)
14:Into The Light (6:18)
15:Brothers [Live Bonus Track] (6:33)
16:Music [Live] (6:06)
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Externe Links:
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