Im Jahr 1981 war es wieder an der Zeit für die Rolling Stones, die nächste US-Tour durchzuziehen. Genau in dem Dreijahres-Rhythmus, wie sie es seit 1966 taten. Und die Zeichen standen gut. Denn nach der äußerst erfolgreichen 1978er Some Girls-Tour (die - einmalig in der Geschichte der Band - keinen Abstecher nach Europa fand) und dem etwas blassen Album "Emotional Rescue" (1980), hatten die Mannen um die beiden unbestrittenen Chefs Mick Jagger und Keith Richards mit "Tattoo You" (1981) wieder einen riesengroßen Coup gelandet. "Start Me Up" war die erste Single dieser Scheibe und der Song läuft bis heute, also auch 33 Jahre später, noch pausenlos im Radio (selbst wenn ihn keiner mehr hören kann).
Geschichte wurde darüber hinaus auch noch geschrieben, denn das Konzert der Band am 18. Dezember 1981 (Keith Richards' 38. Geburtstag) war das allererste überhaupt in der Fernsehlandschaft, das live im TV (wenn auch nur über Pay TV) in voller Länge übertragen wurde. Da wollte sich das Filmteam natürlich nicht lumpen lassen und drang bereits vor der Show mit den Kameras in den Backstage-Bereich ein. Okay, alle Beteiligten wussten natürlich Bescheid, es wurde schwer einer auf Familie gemacht und natürlich auch nur O-Saft (pur, das versteht sich von selbst) getrunken. Trotzdem eine nette Einlage, die man gerne als kleine Einstimmung mitnimmt.
Schließlich ist dann aber Show Time, Ronnie Wood pfeift sich noch kurz was Hochprozentiges rein, bis die Lichter auf der Bühne aus und dann wieder angehen, um dem Sechziger-Klassiker "Under My Thumb" den Weg frei zu geben. Schon hier fällt sehr positiv auf, wie unglaublich gut sowohl das Bild als auch der Ton sind. Die Stones selbst sind gut drauf und wurschteln sich erstmal in ihrer gewohnt schnodderigen Art durch den ersten Song. "When The Whip Comes Down" geht danach deutlich rasanter ab und vor "Let's Spend The Night Together" empfielt Mick Jagger (nicht nur) den Fernseh-Zuschauern, den anstehenden Gig mit ein paar großzügigen Drinks und fetten Joints zu genießen.
Und der (Gig) lässt sich auch verdammt gut an, während die Band anfangs verstärkt auf Material der aktuelleren Alben "Some Girls" und "Tattoo You" zurückgreift. Bezeichnend und sicher nicht von ungefähr kommt auch der Fakt, dass während des gesamten Abends von "Emotional Rescue" gerade mal "Let Me Go" und "She's So Cold" berücksichtigt wurden. Ein richtig cooler Griff in die reichhaltige Repertoire-Kiste war dagegen "Let It Bleed", der Titelsong des 1969er Albums, der irgendwie aber nie als Klassiker in der Historie der Stones galt.
Echte Pralinen-Stückchen sind die (wenn sie auch bereits auf dem offiziellen 1982er Livealbum "Still Life" enthalten waren) beiden Nummern "Twenty Flight Rock" ( Eddie Cochran) sowie "Going To A Go-Go", die meines Wissens weder davor noch danach auf einer Tour (eventuell auf der '82er Europa-Tournee) gebracht wurden. Darüber hinaus ist einfach geil, Stücke wie "Neighbours", "Hang Fire", "Black Limousine" oder "Waiting On A Friend" einmal live auf der Bühne zu erleben und für die Ewigkeit bei sich zu wissen. Und so voll, wie die Band im Saft stand (es war das vorletzte Konzert der Tour) kommen auch die Stücke des Albums "Some Girls" nochmal richtig prall.
Logischerweise gibt es ein Ständchen zum Ehrentag von Mr. Richards, der im Anschluss ein raues und beseeltes "Little T & A" (steht für 'Tits and Ass' und war übrigens für seine damalige Freundin und bis heute Ehefrau) folgen lässt. Yeah, baby!!! Den Ausklang bilden natürlich die großen Hits, unter die sich allerdings auch schon der 'Frischling' (selbst wenn die Nummer bereits einige Jahre auf dem Buckel hatte) "Start Me Up" mixte.
Ebenfalls nicht unerwähnt lassen will ich die Gastmusiker dieser Tour, als da zum einen der 'sechste Rolling Stone' Ian 'Stu' Stewart sowie Woods alter The Faces-Kumpel Ian 'Mac' McLagan die Tasten bedienten und außerdem Ernie Watts (keine Verwandschaft zu Charlie) wie auch Bobby Keys mit ihren Saxofonen zugegen waren. Zum Zeitpunkt dieses Konzerts war es gerade mal ein Jahr her, dass John Lennon auf offener Straße erschossen wurde. Spannungen sowie eine gewisse Übervorsichtigkeit waren daher nach wie vor an der Tagesordnung und so kam es gegen Ende des Gigs zu der kuriosen Szene, dass ein Fan, der sich auf die Bühne 'verirrt' hatte, sehr bald eher unangenehme Bekanntschaft mit Keith Richards' Gitarre machen musste.
Mick Jagger rennt wie ein Getriebener über die Bühne (was er lt. Vermutungen des Langzeit-Saxofonisten Bobby Keys bereits seit der 1972er US-Tour und den seit 1969 (bzw. der Zeit nach Altamont) ständigen Morddrohungen der Hell's Angels durchweg tut, um kein ruhendes Ziel zu bilden), Keith und Ronnie sind ebenfalls sehr agil, während die beiden Stoiker Bill Wyman und Charlie Watts relativ ungerührt ihrer Arbeit nachkommen.
Dennoch, kombiniert mit dem bereits wie erwähnt hervorragenden Sound sowie Bild dieser DVD haben wir es hier mit einem absoluten Gewinner zu tun, der sich auch hervorragend unter jedem Weihnachtsbaum macht.
Line-up:
Mick Jagger (guitar, lead vocals)
Keith Richards (guitars, background vocals, lead vocals - #18)
Ronnie Wood (guitars)
Bill Wyman (bass)
Charlie Watts (drums)
With:
Ian Stewart (piano)
Ian McLagan (keyboards, background vocals)
Ernie Watts (saxophone)
Bobby Keys (saxophone)
Tracklist |
01:Under My Thumb
02:When The Whip Comes Down
03:Let's Spend The Night Together
04:Shattered
05:Neighbours
06:Black Limousine
07:Just My Imagination
08:Twenty Flight Rock
09:Going To A Go-Go
10:Let Me Go
11:Time Is On My Side
12:Beast Of Burden
13:Waiting On A Friend
14:Let It Bleed
15:You Can't Always Get What You Want
16:Band Intros
17:Happy Birthday Keith
18:Little T & A
19:Tumbling Dice
20:She's So Cold
21:Hang Fire
22:Miss You
23:Honky Tonk Women
24:Brown Sugar
25:Start Me Up
26:Jumpin' Jack Flash
27:(I Can't Get No) Satisfaction
|
|
Externe Links:
|