Kaum zu glauben, aber es ist schon wieder sieben Jahre her, seit ich UFO zum letzten Mal live auf der Bühne gesehen habe. Auf der damaligen Tour, bei der auch das Live-Album "Showtime" mitgeschnitten wurde, das sowohl als Do-CD wie auch als Do-DVD erschienen ist und das in der Wilhelmshavener Pumpe aufgenommen wurde, waren noch Ur-Bassist Pete Way sowie Jason Bonham an der Schießbude mit von der Partie und die Band rockte den Saal wie in ihren besten Zeiten, als wären die letzten Jahrzehnte fast spurlos an ihr vorüber gegangen.
In der Zwischenzeit hat sich so Einiges bei den britischen Hard-Rockern getan. Das Gründungsmitglied Andy Parker ist auf den Platz hinter dem Schlagzeug zurückgekehrt, dafür verließ Pete Way die Band, und es steht in den Sternen, ob er jemals wieder bei UFO einsteigen wird. Des Weiteren entstanden die Studio-Alben The Monkey Puzzle (2006), The Visitor (2008) und der brandneue Longplayer Seven Deadly, der auf dieser Tour promotet werden soll. Alle Alben zeigen auf, dass UFO noch keinerlei Staub angesetzt haben und immer noch dazu in der Lage sind, gutes Songmaterial aus der Taufe zu heben und auch entsprechend darzubieten.
Für die anstehenden Gigs durch Europa wurde der amerikanische Bassmann Rob de Luca für den vakanten Posten angeheuert, nachdem bei den letzten beiden Studio-Alben die Deutschen Peter Pichl und Lars Lehmann das Spiel auf den dicken Saiten übernommen hatten. Und als ich mir den Mann aus nächster Nähe (er wirbelte in circa einem Meter Entfernung vor mir über die Bühne) angesehen hatte, war klar, dass er die Show von Pete Way quasi eins zu eins übernommen hatte. Pausenlos in Bewegung verbog er ständig seinen Körper in alle Himmelsrichtungen, ließ die Matte fliegen und riss sein Instrument immer wieder in die Höhe, um dann fast wieder auf den Knien zu landen. Klasse Einlagen, die richtig gut zur Musik von UFO passen und deren Intensität nur noch weiter erhöhen.
Der Rest der Truppe bot genau das, was man von UFO erwartet, ja sogar fordert, und wie man die Jungs kennt. Der ständig zwischen den Keyboards und der Rhythmusgitarre hin und her wechselnde Paul Raymond ist nach wie vor der Motor der Band. Allerdings war der Sound direkt vor der Bühne nicht ganz optimal, denn Raymond war hier im Vergleich zu Vinnie Moores Leadgitarre deutlich zu laut. Andy Parker trommelte gewohnt grundsolide und präzise, sodass die Rhythmus-Sektion jede Menge Drive und Druck aufbaute und die Marshall-Türme erzittern ließ. Da blieb kein Auge trocken!
Am äußeren Bühnenrand setzte Vinnie Moore immer wieder zu seinen Soloattacken an und bewies ein ums andere Mal sein großes Können am Sechssaiter. Es macht immer wieder Spaß, diesem großartigen Gitarristen zuzuhören und man sollte so langsam damit aufhören, immer wieder Vergleiche mit Michael Schenker zu ziehen. Der ist Geschichte und der Amerikaner hat nun mal einen etwas anderen Stil, spielt vielleicht sogar eine Spur zu sauber für die rauen UFO-Sounds, ist dabei aber so wichtig für die Band. Für mich ist er das Herzstück in der aktuellen Besetzung.
Und der Meister himself? Der ja als nicht gerade unkompliziert geltende Phil Mogg hatte ebenfalls einen guten Tag erwischt. Sichtlich gut gelaunt und betont freundlich gab er immer wieder launige Ansagen zum Besten, während er zwischen den Songs genüsslich am Bier nuckelte und machte dabei ganz auf englischen Gentleman. Doch was noch viel wichtiger war, Phil Mogg war auch richtig gut bei Stimme. Diese Vocals sind nun mal das Markenzeichen von UFO, und nicht umsonst wird Mogg als musikalisches Vorbild so vieler jüngerer Sänger genannt. Selbst auf der relativ kleinen Bühne schwang er den Mikrofonständer in seiner unnachahmlichen Art und Weise, ohne dabei seine Bandkollegen ernstlich zu verletzen. UFO live geht eben auch in der kleinsten Hütte!
Die Setlist dieses Auftrittes in der sehr gut gefüllten Bluesgarage war nach bewährtem Muster aufgebaut. Nach "Mother Mary" vom Album "Force It", das schon seit Jahren den Opener der UFO-Shows bildet, wurde das neue Album "Seven Deadly" ausgiebig vorgestellt. Und diese vier Titel kamen in der Live-Version richtig gut rüber. Insgesamt wirkten sie kraftvoller und kantiger als die Studio-Fassungen. Besonders das geniale "Burn Your House Down", bei dem sich die Band etwas zurücknahm, wurde stürmisch gefeiert. Und das vollkommen zu Recht, gehört dieses Stück für mich zu den besten Songs des Werkes. Unterbrochen wurden diese Neuvorstellungen nur durch die beiden Klassiker "Let It Roll" und "I'm A Loser" vom Album "No Heavy Petting".
Die zweite Hälfte des Gigs reihte dann einen UFO-Klassiker an den nächsten. Es fehlte keiner der zeitlosen Kracher, die die Band zu ihren ganz großen Zeiten produziert hat. Es begann mit "Only You Can Rock Me" als Einheizer, bevor das großartige "Love To Love" mit reichlich Keyboards und Akustik-Gitarre in einer zehnminütigen Version voll ausgereizt wurde. Schon jetzt kochte die Stimmung. Doch vor dem Finale gab es mit "Helldriver" und "Venus" noch einmal zwei Titel, die nicht ganz so oft bei den Konzerten von UFO zu hören sind, allerdings von der Qualität den absoluten Ohrwürmer in nichts nachstanden.
Und dann begann der 'Endspurt'. Nacheinander wurden "Too Hot To Handle", "Lights Out" und der wohl beste UFO-Song der Geschichte "Rock Bottom" aus den Boxen gejagt. Letzterer war mit einer Spielzeit von fünfzehn Minuten auch der längste Titel des Abends. Nun tobte der Saal endgültig, sodass die beiden Zugaben "Doctor Doctor" und "Shoot Shoot" fast wie von selbst liefen. Übrigens verzichtete die Band diesmal darauf, vor diesen zusätzlichen Stücken die Bühne zu verlassen. So etwas nenne ich doch mal Kräfte sparen auf höchster Ebene…! Schließlich werden die Jungs ja auch nicht jünger.
Dieser Freitagabend mit 110 Minuten Rockmusik vom Feinsten hat so richtig Spaß gemacht, und es wird sicher nicht wieder sieben Jahre dauern, bis ich UFO das nächste Mal sehe.
Phil Mogg (vocals)
Vinnie Moore (lead guitar)
Paul Raymond (keyboards, guitar, backing vocals)
Rob de Luca (bass, backing vocals)
Andy Parker (drums)
Setlist |
Mother Mary
Fight Night
Wonderland
I'm A Loser
Let It Roll
Mojo Town
Burn Your House Down
Only You Can Rock Me
Love To Love
Hell Driver
Venus
Too Hot To Handle
Lights Out
Rock Bottom
Doctor Doctor
Shoot Shoot
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