Ja, stimmt schon, genau wie The Story Of Wish You Were Here ist auch die großangelegte (hier zu besprechende) Pink Floyd-Dokumentation "Then And Now" bereits im Fernsehen gezeigt worden, bevor diese Doppel-DVD schließlich im Mai diesen Jahres auch als käufliches Objekt zugänglich gemacht wurde. Komplett unautorisiert flimmern die fast zweieinhalb Stunden Bild- und Tonmaterial ins heimische Wohnzimmer und erzählt wird hier von jeder einzelnen Albumproduktion ein bisschen, allerdings auch nicht allzu viel. Was sicherlich dem zeitlichen Rahmen geschuldet ist, aber trotzdem - um das direkt mal voraus zu schicken - einen etwas unbefriedigenden Eindruck hinterlässt.
Wobei man mit solchen Aussagen natürlich vorsichtig sein muss, da sie sich immer nur nach dem jeweiligen Wissensstand des konsumierenden Fans ausrichten können. Nehmen wir aber als Beispiel einfach nur mal den Status des diese Zeilen eintippenden Rezensenten, der die Band und zwar nicht alle, aber mehr als nur ein paar ihrer Alben sehr wohl kennt: Der findet auf der ersten DVD dieses Doppeldeckers keine wirklich erwähnenswert neuen Informationen, was natürlich erstmal ein bisschen enttäuschend ist. Schlimmer ist allerdings, dass die Erzählweise bzw. das -tempo doch recht zäh und etwas langwierig rüberkommen.
Etwas interessanter stellt sich da die zweite DVD dar, die dem wahren Kenner der Angelsachsen aber auch nichts Neues zu bieten haben dürfte. Sämtliche Studioalben der Band von Beginn an (mit einem der Schwerpunkte auf "Meddle") werden kurz unter die Lupe genommen bzw. angerissen. Leider bleiben hier doch immer wieder einige Fragen offen, wodurch es sich für den interessierten bzw. langjährigen Floyd-Fan doch wesentlich mehr lohnen dürfte, sich die durchaus auf dem Markt erhältlichen DVDs zuzulegen, die sich lediglich mit einer Scheibe, dafür aber wesentlich intensiver beschäftigen.
Aber Stop! Bevor dieses Review Gefahr läuft missverstanden zu werden, muss definitiv auch gesagt werden, dass es für Musikfans, die diese Band erstmal kennenlernen bzw. in deren Musik reinschnuppern möchten, definitiv für einen allerersten Eindruck geeignet sein dürfte. Wie bei einer Dokumentation üblich, setzt sich der Film aus Interview-Sequenzen, kurzen Live-Ausschnitten und Foto-Material (mit der darüber liegenden Erzählstimme) zusammen. Wir haben es hier allerdings nicht mit einem offiziellen Teil der "Classic Albums"-DVD-Reihe zu tun und leider wird auch das qualitative Niveau dieser nie wirklich erreicht.
Am interessantesten an diesem zeitlich doch sehr umfangreichen Teil kommt mir die dargelegte Entwicklung der persönlichen Beziehungen zwischen den Musikern vor. Anfänglich war Syd Barrett ganz klar der kreative Kopf der Truppe, bevor er (aufgrund seiner psychischen Probleme) durch David Gilmour ersetzt wurde. Der gute David war dann erstmal der Neue und hielt sich ein bisschen zurück, bevor er bei Alben wie "Atom Heart Mother", "Meddle" und natürlich auch The Dark Side Of The Moon richtig aufblühte. Bereits bei letztgenannter Scheibe war es aber so, dass sich Roger Waters immer mehr als DEN führenden Mann der Band sah. Ein Problem, das sich bei Wish You Were Here
vergrößerte, sich bei Animals zu sehr tiefen Rissen steigerte, die dann bei The Wall gnadenlos ins Unkittbare ausuferten und bei "The Final Cut" schliesslich so unreparierbar waren, dass sich die anderen Bandmitglieder ( Rick Wright, Gilmour und Nick Mason) geradezu als Session-Musiker degradiert sahen.
Aber die Bandgeschichte wird auch bis zum Ende, also den Jahren und Alben ohne Roger Waters (und der Reunion aufgrund seltener gemeinsamer Konzerte) weiter erzählt. Hier interessant und mir bisher unbekannt ist die Entstehungsgeschichte zu der Scheibe "A Momentary Lapse Of Reason", die allgemein nicht allzu gut bei den wahren Fans wegzukommen scheint.
Ich will diesen Doppeldecker nicht komplett runtermachen, denn für Neueinsteiger könnte er durchaus hilf- und aufschlussreich sein. Und genau für diese Zielgruppe wurde er sehr wahrscheinlich auch produziert, selbst wenn keines der Bandmitglieder etwas damit zu tun haben wollte. Dennoch sind immer wieder mal Interview-Sequenzen mit den Musikern zu sehen, die das eine oder andere Mal durchaus auch aufschlussreich sein können bzw. sind.
Dennoch steht unter dem Strich: Für den langjährigen (und belesenen) Pink Floyd-Fan vollkommen uninteressant, für komplette Neueinsteiger hilfreich und für die vielen, vielen anderen Musikfans mit Floyd-Halbwissen nicht wirklich ein Muss. Denn um tiefer ins Detail gehen zu können, dafür gibt es dann - speziell diese Band betreffend - ganz andere, weitaus ergiebigere DVD-Produktionen.
Line-up (1968 - 1983):
Roger Waters (bass, vocals)
David Gilmour (guitars, vocals)
Rick Wright (keyboards)
Nick Mason (drums & percussion)
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