Editorial - Juli 2011



Editorial vom 01.07.2011


Markus Kerren
Liebe RockTimes Freunde,
nun ist der Juni und somit der gefühlte Beginn des Sommers auch schon wieder vorbei. Zwar noch etwas unbeständig, konnten wir uns über das Wetter aber eigentlich nicht wirklich beklagen. Denn trotz des ein oder anderen Regentropfens durften wir euch bereits von ganz hervorragenden Freilicht-Veranstaltungen berichten. So zum einen vom - von der Hartwurst-Fraktion nicht mehr weg zu denkenden - Rock Hard Festival im Amphitheater Gelsenkirchen, zum zweiten vom zur Tradition gewordenen Internationalen Grolsch Blues Festival in Schöppingen oder auch vom
Open Air-Auftritt der Hooters.
Aber auch innerhalb der Konzerthallen wurde im vergangenen Monat Spektakuläres geboten. Vor Ort in Frankfurt und auch im anschließenden Konzertbericht konnten unsere rasenden Reporter Boris und Marius ihre große Begeisterung hinsichtlich des einzigen Deutschland-Konzerts der Kanadier Rush kaum verbergen. Dazu verschlug es den nimmermüden Marius sowie unsere Rheinhessen Andrea und Jens nur einen Tag davor in die hessische Hochburg, um die Metal-Ikonen von
Iron Maiden beim dortigen Gig lautstark nach Hause zu singen. Unser Redaktions-Ober-Southern-Rocker Steve erlebte u. a. starke Abende mit Stier (in Köln) und sentimentale auf der wohl letzten Tour von Doc Holliday (Mannheim). Auch Jochen (Verviers) und Jürgen (Isernhagen) zollten der SR-Legende Respekt. Joe war begeistert vom Besuch des Schluff Jull-Konzerts in Kleve. Und dies sind nur einige wenige Beispiele.
Ach so, einen hab ich noch: Den wohl größten Eindruck, die wohl größte Entdeckung im Juni - und von der RockTimes-Redaktion wie auch allen anderen Zuschauern heftig abgefeiert - war der junge amerikanische Blues Rock-Gitarrist Ryan McGarvey, der seit dieser, seiner ersten Europa-Tour wohl als riesengroßes Talent gilt.
Die Monats-Übersicht gibt es ja wie gewohnt weiter unten, aber erwähnenswert ist natürlich noch, dass unser Moritz bezüglich Interviews im letzten Monat mit Duff McKagan (Velvet Revolver, Loaded, Ex-Guns N' Roses) einen absoluten Hochkaräter vors Aufnahmegerät bekam. Gerüchten zufolge soll während dieses Interviews der Stein ins Rollen gebracht worden sein, dass der gute Duff nun auch wieder mit Ex-Gunner Izzy Stradlin touren will. Und Redaktions-Weltenbummler Norbert lieferte dazu mit Truckin' USA einen tollen Reisebericht über seinen Trip durch den Süden und Westen der Neuen Welt ab, der auch im nächsten Monat fortgesetzt wird.
Wenn wir auch wieder das traurige Thema 'Jenseits' anschneiden müssen, so wollen wir doch mit den etwas positiveren Neuigkeiten beginnen. Grüße aus den Ewigen Jagdgründen schickten uns nämlich The Ramones (Konzert-Auftritt im Musikladen 1978) sowie einer unserer Lieblings-Iren, Rory Gallagher (mit einem für 1978 vorgesehenen, dann aber wieder verworfenen Album). Von ihrer leiblichen Hülle verabschieden mussten sich leider auch wieder so einige Musiker. Stellvertretend seien hier nur der Singer/Songwriter Andrew Gold (59), der Schlagzeuger David 'Frankie' Toler (Ex-Allman Brothers Band, 59), der Saxophonist Clarence Clemons (The E-Street Band, 69), Alan Rubin (The Blues Brothers Band, 68), Carl Gardner (Tenor-Stimme von The Coasters, 83) und die Sängerin und Gitarristin Anet Mook (Cay) genannt. Dass uns dann auch noch der unvergleichliche Columbo (bzw. der Schauspieler Peter Falk) verlassen hat, sei hier nur am Rande erwähnt.
Nochmal Glück hatte der Gitarrist und Sänger Leslie West (Mountain, West, Bruce & Laing), dem aufgrund seiner schweren Diabetes-Erkrankung ein Unterschenkel amputiert werden musste, um sein Leben zu retten. Im Gegenzug durften aber auch richtige Jubiläen gefeiert werden. Sowohl Rolling Stones-Drummer Charlie Watts, Ex-Deep Purple-Tastengott Jon Lord wie auch die wegweisende Keyboard-Koryphäe Chick Corea konnten jeweils ihren siebzigsten Geburtstag feiern.
Besorgniserregend steigend scheint die Anzahl der Musiker und Bands, die keinen Sinn mehr darin zu sehen scheinen, neue Alben zu veröffentlichen. So bekannten sich im letzten Monat gleich drei Rock-Dinos namens Deep Purple, Mötley Crüe und Def Leppard aufgrund stetig fallender Verkaufszahlen und stetigem Anstieg von Downloads einzelner Songs zur puren Unlust, noch mal zehn bis zwölf Tracks am Stück abzuliefern. Viel lieber sollen hier und da ein paar Titel aufgenommen und dann gegen Entgelt ins weltweite Netz gestellt werden. Ein weiterer Schritt in Richtung Grab für den Rock'n'Roll und ebenso einer in eine stetig wachsende Plastik-Welt. Traurig, traurig …
Das ansonsten bestimmende Thema im Juni waren die so angesagten Reunionen und welche, die dann doch nicht zustande kommen werden. Aktiv und teilweise mit neuen Alben in den Startlöchern sind die Progger von Yes, das deutsche Thrash-Urgestein Tom Angelripper (Sodom) mit seinem Solo-Projekt Onkel Tom, die Melodic Hard Rocker Tyketto, Mike & The Mechanics (die Neben-Band von Genesis-Gitarrist Mike Rutherford) und sogar die Bangles wollen wieder gemeinsame Sache machen. Rod Stewart hatte zwar keinen Bock auf eine Reunion der Faces, denkt aber offensichtlich ernsthaft über eine erneute Kollaboration mit Jeff Beck nach. Ein lautes 'No-No' und schüttelnde Zeigefinger kamen von Brian Wilson in Bezug auf eine weitere Zusammenarbeit mit den Beach Boys und auch von Roger Waters, was eine Wiedervereinigung mit Pink Floyd angeht.
Und was war sonst? Eher am Rande durften wir z. B. schmunzelnd zur Kenntnis nehmen, dass australische Forscher festgestellt haben, dass die Musik von AC/DC eine beruhigende Wirkung auf Haie hat, dass Country-Legende und leidenschaftlicher Cannabis-Freund Willie Nelson nach einer erfolgreichen Razzia nochmals mit einem blauen Auge davon kam, dass Ex-Queen -Schlagzeuger Roger Taylor nach vierzig Jahren Trommeln einen ordentlichen Hörschaden hat und die ehemaligen Thrash-Götter Metallica ein Album mit dem Rock-Veteranen Lou Reed aufgenommen haben. Sachen gibt's …
Und noch was richtig Cooles, denn wer hätte es gedacht? Die Blues- und Southern Rock-Legende Gregg Allman kommt (mit Robert Randolph & The Family Band im Vorprogramm) tatsächlich doch noch einmal nach Deutschland, um Konzerte mit seiner Solo-Truppe zu spielen. Hurry up, tickets are going fast!
Wieder ist also ein Monat verstrichen. Wer in den letzten dreißig Tagen weiser geworden ist, der möge jetzt die Hand heben und ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen zaubern. Für alle anderen gilt: Nicht verzagen, weiterhin ausreichend Zeit für gute Musik nehmen und RockTimes lesen. Es ist selten zu früh und NIE zu spät!
Cheers, Markus
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