Editorial / November 2012



Editorial vom 01.11.2012


Udo Gröbbels
Liebe Freunde der guten Musik,

na endlich - der Herbst ist da. Alle Gothic-Fans freuen sich über Nieselregen, graue Wolken und Nebelbänke. Aber auch für lustigere Zeitgenossen bietet der Herbst mit Kürbissuppe, Zwiebelkuchen und einer bunten Blättervielfalt viel für Leib und Seele. Musikalisch ist der Herbst natürlich besonders interessant (nein, ich meine jetzt nicht den in Vivaldis "Vier Jahreszeiten"), denn Richtung Weihnachten kommen traditionell immer die meisten Neuerscheinungen raus und natürlich auch jede Menge "Greatest Hits" und mehr oder weniger aufwendig gestaltete Wiederveröffentlichungen. Gerade die beiden letztgenannten Punkte sind mittlerweile ja sehr wichtige Einnahmequellen für die arg gebeutelte Plattenindustrie.
Ansonsten gab es im Oktober natürlich wieder jede Menge Gerüchte, News und Klatsch, den wir, auch wenn es die wenigstens zugeben, doch alle so lieben. Green Day-Frontmann Billie Joe Armstrong hat zwar nach seinem Ausraster auf der Bühne einem Entzug zugestimmt, aber fit ist er leider immer noch nicht. Daher wird es wohl noch etwas dauern bis wir die Band wieder live sehen werden. Da Einsicht aber der erste Schritt zur Besserung ist, wünsche ich Billie alles Gute und ein hoffentlich gutes Tour-Jahr 2013. Ebenfalls auf Tour könnten nächstes Jahr auch wieder Skid Row mit ihrem alten Fronter Sebastian Bach gehen. Nach 16 Jahren haben sich die beiden Oberzicken Snake Sabo und eben genannter Seb wieder versöhnt. Wenn da nicht etwa doch der schnöde Mammon geholfen hat?
Helfen dagegen kann man dem Gitarristen der Berliner Psychobilly-Band Mad Sin, Matt Voodoo, wohl nicht mehr, denn seine Bandkollegen haben ihn achtkantig rausgeworfen. Der Grund ist so lächerlich, dass es schon wieder witzig ist, denn der Gute hatte sich doch tatsächlich bei 'The Voice of Germany' beworben und nach dem TV-Auftritt beschloss die Band kurzerhand, dass man so einen Typen nicht länger in der Band haben möchte. Image ist eben alles.
Die Stones dagegen haben ihr Image längst gefunden und im Jubiläumsjahr ihrer Gründung 1962 gibt es ein neues Best Of-Album (gähn) mit immerhin etwas neuem Material und dazu ganze vier Konzerte, wobei die zwei in London schon ausverkauft sind. Neues Material kündigen ebenfalls die Gunners an. Hier spar ich mir jeden Kommentar bezüglich Veröffentlichungstermin, denn bei dieser Band ist zu diesem Punkt sicher schon jeder Witz gemacht worden.
Einen klasse Witz hat sich auch mal wieder die Bundesprüfstelle geleistet und das "Balls Out"-Album von Steel Panther auf den Index gesetzt. Besser hätte diese ungewollte Promo-Aktion gar nicht kommen können, denn genau zu diesem Zeitpunkt kommt auch die erste DVD der Band raus. Mal sehen ob diese auch auf dem Index landet. Das dauert aber sicher noch etwas, denn "Balls Out" war zum Zeitpunkt der Indizierung bereits fast ein Jahr auf dem Markt.
Verliererin des Monats ist sicherlich Anette Olzon. Die damals für die nahezu übermächtige Tarja eingestiegene Sängerin bei den Finnen von Nightwish hat es leider nur auf zwei Alben mit den Megasellern gebracht und wurde jetzt schon wieder vor die Tür gesetzt. Als Lückenbüßerin auf Tour ist aktuell erst einmal die Niederländerin Floor Jansen (ehemals bei After Forever aktiv) dabei. Ob das aber eine Dauerlösung ist, wird sich wohl erst noch zeigen.
Gewinner des Monats sind dagegen die Toten Hosen. Für das Quintett aus Düsseldorf läuft es im 30. Bandjahr besser als je zuvor. Das aktuelle Album verkauft sich prächtig, die Konzerttickets ebenfalls und mit "Tage wie diese" hatte man diesen Sommer einen absoluten Superhit am Start. Als Krönung wurden die Jungs um Campino jetzt sogar noch zu Ehrenmitgliedern ihres Lieblingsvereins Fortuna Düsseldorf ernannt. Glückwunsch!
Als besonderes Schmankerl erwartet uns Mitte November die Veröffentlichung des einmaligen Reunion-Konzertes von Led Zeppelin aus dem Jahre 2007. Immerhin fünf Jahre nach diesem großen Auftritt der drei alten plus einem mittelalten Herren freut sich die Rockwelt auf das angekündigte DVD/CD-Paket und nicht nur ich zähle schon die Tage bis zum 16.11.2012. Kollege Holger war schon in Berlin bei der Kino-Premiere eben dieses Konzertmitschnitts von
Celebration Day. Meine anderen Kollegen waren natürlich wieder im Namen des Herren in diversen Clubs und Hallen unterwegs. Dabei legte unser Online-Magazin mal wieder eine wahrlich wunderbare Bandbreite hin. Rock ist eben nicht gleich Rock, sondern alleine nur an den Konzertberichten kann man das ganze Spektrum dieser Musik erkennen.
Da wäre zum einen das Jubiläumskonzert der Bierkrughelden. Joe war auch wieder bei der mittlerweile bekannten "Go Music"-Reihe in Kleve und in seinem zweiten Wohnzimmer im niederländischen Ottersum vor Ort. Auch die Altmeister von Eloy sind live immer noch ein Pfund, wie man hier nachlesen kann. Während sich Marius wie immer den knallharten Klängen auf dem Bullblast-Festival widmete, besuchten Sabine und Markus als Kontrast dazu dann mal eine etwas andere Veranstaltung: den 1. Frankenthaler Männerchor.
Aber auch auf für die Plattenteller oder den mp3-Player gab es im vergangenen Monaten wieder genug neues und gutes Futter. Zu den Highlights zählten u.a. diese sechs neuen Scheiben, die ebenfalls aus diversen musikalischen Richtungen stammen:
Colin Brooks, Distorted Harmony, Vein, R.E.M, Donald Fagen, Black Prairie.
Nicht zu vergessen sind diese beiden tollen Musik-DVDs. Da wäre zum einen eine sehr interessante Dokumentation zum So-Album von Peter Gabriel. Wie alle Folgen aus der "Classic Albums"-Reihe bietet auch diese DVD wieder jede Menge interessante Infos zur Entstehung dieses Albums, das mittlerweile auch schon 25 Jahre auf dem Buckel hat. Ebenfalls sehr zu empfehlen ist die DVD mit dem Tributkonzert vom großartigen Gary Moore für den noch großartigeren
Jimi Hendrix. Leider sind ja bekanntlich beide mittlerweile nicht mehr unter uns und allein schon diese Tatsache macht diese tolle DVD eben noch wichtiger für die Nachwelt.
Somit wünsche ich euch noch ein schönes Restjahr und da sich die Mayas ja nun doch verrechnet haben, ist am 21.12.2012 dann noch nicht Schluss. Falls sie sich allerdings doch nicht verrechnet haben, wünsche ich euch noch schöne sieben Wochen auf dieser Welt. In jedem Fall halte ich es mit R.E.M: »It' s the end of the world as we know it (and I feel fine).«
In diesem Sinne - alle Regler auf 10!
Udo