Während meine Bilanz vom letzten Monat des vergangenen Jahres nun für jedermann lesbar ist, machen sich, zumindest in meinem Kiez, die Jugendlichen bereits in den Neujahrsmorgenstunden auf die Suche nach Blindgängern, um diese nachträglich noch in die Luft zu jagen. Das einzig Positive an ihrer 'Heldentat' ist, dass ich erst gar nicht in die Versuchung komme zu verschlafen. So 'ne Rasselbande! Aber mal ehrlich, habe ich als Halbstarker Mitte der Siebziger nicht denselben 'Blödsinn' im Koppe gehabt? War ich vielleicht noch einen Zacken schärfer drauf als die Gang, die sich nun vor meinem Fenster lautstark bemerkbar macht? Hm, wenn ich da so an die Geschichten denke, die meine Mutter bei der monatlichen Kaffeetafel über mich herausposaunt. Na ja...
Stichwort Blindgänger: Diese gelten in der Regel als äußerst gefährlich, vor allem wenn die ausgebildeten Bomben-Spezis beim Entschärfen ihr Leben riskieren. In Berlin gibt es aber auch 'harmlose Blindgänger', die keine Gefahr für Leib und Leben darstellen, aber dafür sorgen, dass des Bürgers Geldbeutel nicht allzu üppig ausfällt. Die meisten findet man hier im Senat, zum Beispiel da, und nun bin ich wieder bei meinem Lieblingsthema, wo sich einige 'Experten' weiterhin um die Fertigstellung des Berlin-Großraumflughafens (BER) mühen und auf jede 'Extrakröte' aus dem Staatssäckl, für die Du und ich brav und fleißig ackern, angewiesen sind. Zwar soll der bereits jetzt schon als überaltert geltende Airport irgendwann doch noch eröffnet werden, aber mittlerweile spielt es auch keine große Rolle mehr, ob das Projekt am Ende 5, 7 oder gar 9 Milliarden Euro verschlingt. Der Bund der Steuerzahler könnte allein über dieses politische Desaster einen Bericht in mehreren Brockhaus-Sammelbänden veröffentlichen. Doch, was solls? Ob schlimmste Naturkatastrophen, über die sich der lächerliche Klimagipfel so gut wie keine sinnvollen Gedanken macht, nachweisliche Menschenrechtsverletzungen, absurde Bürgerkriege oder einfach nur Diktatoren, die ihr Volk ausbeuten, in der heutigen Zeit ist das alles völlig normal - LEIDER!
Hat da unser Slogan »Nimm Dir Zeit für gute Musik« vielleicht genau den Stellenwert, um den ganzen Alltagstrubel am besten zu überstehen? Ist es nicht das Lauschen seiner Lieblingsmusik, welches letztlich für eine eigene innere Balance, für ein Wohlbehagen sorgt? Ich denke schon, zumindest bei mir ist Musik die Droge, die mich die (Um)Welt noch erträglich empfinden lässt. Besonders unser letztjähriger Adventskalender hat mein Herz frohlocken lassen. Was haben sich die Künstler unterschiedlicher Nationen für große Mühe gegeben! Teilweise war ich über die zugesandten Clips dermaßen erfreut und über die Vielzahl von den Eigenkreationen der 'Stars' nicht nur angenehm überrascht, sondern richtig begeistert! An dieser Stelle möchte ich mich im Namen der RockTimes-Redaktion bei allen Künstlern, Musikern, Managern und den anderen, die mit ihren Beiträgen zum tollen Gelingen der Aktion beitrugen, bedanken! Ich kann mir gut vorstellen, dass wir auch fürs kommende Jahr wieder einen Weihnachtskalender per Videobotschaft online stellen. Sicherlich wird das Thema ein Tagesordnungspunkt bei der nächsten Redaktionssitzung sein.
Mein Kollege Jürgen B. Volkmar hatte gleich am ersten Dezember mit Giudas Let's Do It Again einen Glam Rock-Tipp parat. Wolfgang empfahl Andrea Hermenau Quartets Die Nachtpracht, Vibravoids Doppeldecker Distortions und The Perpetrators' Sick 'em Up sowie The Long Haul von The Wynntown Marshals.
Ulli empfand die Prog-Scheibe The Ancient Tale klasse, Steve konnte sich für The Bottle Rockets' The Bottle Rockets/Brooklyn Side und A Billion Years Of Solitude von Sky Architekt begeistern und Ingolf fand für Toxic Smiles neuestes Werk 7 lobende Worte. Schließlich zog Sabine mit Stefan Saffer noch einen musikalischen Leckerbissen an Land und Markus' Tipp, Royal Southern Brotherhoods' Songs From The Road, kann ich anhand meines Live-Erlebnisses aus dem Quasimodo nur allzu gut nachvollziehen.
Apropos Royal Southern Brotherhood, vor deren Berlin-Auftritt hatte mein Kollege Holger dank Labelchef Thomas Ruf die Möglichkeit, Mike Zito ein paar heiße Fragen zu stellen. Markus nahm Roye Albrighton von Nektar in die Mangel, Steve dagegen sich Niels Stummeyer von Charlie Rocks zur Brust und Sabine bat Paul Roland zu einem Inti.
Selbstverständlich standen auch wieder zahlreiche Konzertbesuche auf unserer Agenda. Neben dem bereits erwähnten Royal Southern Brotherhood-Konzert, berichtete ich noch aus Berlin vom Jimmy Gee-Gig und machte die Erfahrung, wie außerordentlich schwer es ist, einen objektiven Bericht über einen Freund zu schreiben. Doch genau darauf verlassen sich unsere Leser zu Recht: auf eine objektive, faire Berichterstattung und nicht auf Gefälligkeitsrezensionen. Während ich also am Nikolaus einem schönen Rockkonzert beiwohnte, zeigte Jochen zur selben Zeit, welch harter Kerl er ist und ließ sich seine Lauschlappen über mehrere Stunden vom Nikolaut-Winterfestival massieren. Doch um damit richtig anzugeben, reichten unser beider Einsätze nicht aus, denn Joe war im letzten Monat mit vier Live-Berichterstattungen nicht zu toppen! Als da wären: Mardi Gras.BB, Tangled Eye, Go Music und Dennis Hormes Bluesband. 'Schwermetallerfamilie' Groh nahm sich trotz Umzugsstress die Zeit und unternahm ein Abstecher zum Amon Amarth-Gig in Wiesbaden. Während 'Kuttenträger' Marius, ebenfalls in Wiesbaden, Ghost & The Oath einen Besuch abstattete und seine Eindrücke in Wort und Bild widerspiegelte, steuerte Tanja Hauf bereits ihren vierten Gastbeitrag in Form einer Bildergalerie vom Knock Out Festival für unser Magazin bei. Danke Tanja!
Eine News aus unserem Sammelsurium von Neuigkeiten, über die Ihr Euch jeden Tag bestens informieren könnt, stach besonders hervor: Am 18. Dezember durfte Keith Richards zum 70.(!) Mal die Kerzen auf seiner Geburtstagstorte ausblasen! Für all diejenigen, die ihm nicht mehr allzu viel zutrauen und anhand seines unglaublichen Lebensstils vielleicht schon längst unter der Erde wähnten, sei gesagt, dass eben auch Kettenraucher und Alkoholkonsumenten durchaus in der Lage sind Stone-alt zu werden. Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass das Rock'n'Roll-Urgestein auch noch mit achtzig, neunzig oder gar mit einhundert Lebensjahren auf der Bühne steht.
Doch es gab auch weniger gute Meldungen. Zum Beispiel, als übers wohl zurzeit angesagteste soziale Netzwerk Facebook erschreckende Fotos von Walter Trout kursierten, die nicht gerade für Glücksgefühle sorgten. Apropos Glück: Das wird der gute Walter dringend brauchen. Doch immerhin konnte Mike Zito in seinem Interview mit seiner Aussage »So weit ich weiß, haben die Ärzte etwas an seiner Leber gefunden. Nach wie vor ist er in intensiver Behandlung und es geht ihm langsam besser.« einen Funken Hoffnung versprühen. Warum sollte mit Walter nicht endlich mal einer seine Krankheit besiegen? Drücken wir ihm alle Daumen der Welt, dass er uns auch 2014 wieder live mit astreinem Blues Rock verwöhnt!
Während dieses Editorial schon Form annahm, ereilte uns noch die Nachricht, dass der 'großzügige' Vladimir Putin sein 'großes Herz' bewies und die Bandmitglieder von Pussy Riot vorzeitig in die Freiheit entließ. Dass sie in gut zwei Monaten eh ihre 'Strafen' abgesessen hätten, ging in den Medien fast unter, doch Maria 'Masha' Aljochina und Nadezhda 'Nadya' Tolokonnikova wissen nur allzu gut, dass das russische Regime zum Wohle der Olympischen Spiele in Sotschi ihre Freilassung nur deshalb etwas beschleunigte. Während vom 7. bis 23. Februar 2014 die Wintersportathleten in Sotschi um Edelmetall kämpfen, checke ich währenddessen lieber Platten, DVDs oder bitte irgendeinen Musiker zum Interview.
Auch wenn ich kein Hellseher bin, eins kann/möchte ich versprechen: Wir werden auch in den kommenden zwölf Monaten, wie in all den Jahren zuvor, richtig Vollgas geben, um Euch weiterhin mit Reviews, Konzertberichten, Interviews, Hinweisen auf Tourdaten und News mit gewohnter Intensität zu präsentieren, sodass Ihr auf uns einfach nicht verzichten könnt. In diesem Sinne wünsche ich allen RockTimes-Lesern ein fantastisches Jahr 2014 und denkt daran: »Nehmt Euch Zeit für gute Musik«!
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