Liebe Mitrockenden!
Habemus ... Winter. Mannomann. Ostern ist kälter als Weihnachten; der März war der kühlste seit Osterhasengedenken. Unser Mitgefühl galt an Karfreitag besonders dem meteorologisch gebeutelten Harz-RockTimer Jürgen, der am Morgen des 29. März rund 0,00025 Kilometer Neuschnee manuell zu beseitigen hatte. Vielleicht lag es ja daran, dass Petrus einfach so abgelenkt war von der Wahl des neuen Papstes Franziskus, dass er kurzerhand vergessen hat, das Thermostat richtig einzustellen. Vor allem die (Gut-)Gläubigen ließen sich ja dann im abgelaufenen Spätwintermonat März zumindest durch die Überraschungs-Wahl des unkonventionellen Franziskus erwärmen. Dieser verzichtet auf Pomp, hält sich an keine Manuskripte, umarmt wildfremde Pilger und - Skandal! - wäscht sogar Frauenfüße. Mal gespannt, was von diesem Pontifex noch zu erwarten ist ...
... als unwahr werden sich aber die Gerüchte erweisen, dass Franziskus aka. 'Der Bischof der Armen' bereits suppenschöpfenderweise auf Zypern gesichtet worden ist. Die Milliardenhilfe für die mondäne und systemrelevante russische Datschensiedlung im östlichen Mittelmeer war im März ein großer Aufreger. Hoffentlich werden nicht die 'normalen', nicht russisch sprechenden Zyprer (die mit ohne Datscha und Yacht) alles am Ende ausbaden müssen; zu befürchten ist es aber. Ebenso absehbar scheint der nächst(größer)e Euro-Krisenfall. Denn unweit des Vatikans, im ganz und gar weltlichen Rom, stieg bis zuletzt immerzu schwarzer Rauch auf. Eine (in Rest-Europa gefürchtete) Neuwahl scheint im Bereich des möglichen. Aber wissen die sturen Stiefel-Politiker denn nicht, dass bei ihren Koalitionsverhandlungen gar nicht die Konklave-Regeln gelten? Dass es nicht unbedingt ein Mann Mitte 70 werden muss?
Quizfrage: Was haben Nordkorea und der Musikpreis Echo gemeinsam? Richtig, es wird alles streng von oben gesteuert (nein, nix Franziskus jetzt...). Der verrückte Kim ätzt mit Kriegsrhetorik - und hat zuletzt, um wirklich nichts dem Zufall zu überlassen, sogar die Musikinstrumente der Armee inspiziert. Sein Vater soll ein Banjo-ähnliches Instrument erfunden haben, das ihm zu Ehren gedudelt werden muss (siehe RockTimes-News). Wer's glaubt ... wird pazifistisch. Ach ja, und bei der Echo-Verleihung jubelten nicht nur dröge Publikums-Promis, sondern auch eigens gecastete (!) Jubelperser. Der Tageslohn soll 80 Euro betragen haben - angesichts der Art der Veranstaltung ein Preis, den es sich für die Betroffenen unter Schmerzendgeldaspekten sicherlich juristisch anzufechten lohnt. Abräumen taten übrigens vor allem die Toten Hosen. Led Zep wurden für ihr Lebenswerk geehrt (Ey, krasse Idee...); und auch die Preisverleihung in der Kategorie 'Alternative National' war ' unheilig' spannend!
Welche Nachrichten haben uns sonst noch beschäftigt? Bei der Black Country Communion ist nicht nur Joe Bonamassa raus, sondern jetzt auch die Luft als solche. Das verlautbarte Glenn Hughes, nicht ohne dem Edelblueser noch hinterherzunölen, dieser verhindere, dass sich der Rest der Band weiter BCC nennen dürfe. Weitere schmutzige Waschgänge nicht ausgeschlossen. Bei Symphony X springt Drummer John Macaluso fürs Erste für den erkrankten Jason DeRullo ein (gute Besserung!). Iron Maiden haben jetzt ihr eigenes 'Trooper-Beer' (Prost!) und Queensrÿche (die mit Todd LaTorre) einen frischen Plattenvertrag bei Century Media (Glückwunsch!), weshalb sie aber leider die Deutschland-Dates verschieben mussten (Ausnahme: Headliner beim RockHard-Festival). Die Gema hat sich mit Musikveranstaltern und DJs auf eine Song-'Flatrate' geeinigt. Elvis Costello hat mit seinen 'Imposters' eine Europatournee im Juli angekündigt, während eine spekulative von Van Halen sich nur als heiße Luft entpuppte, klar.
Betroffen machten uns im März die Todesnachrichten von Liedermacher und Filmkomponist Reinhard Lakomy und der 33-fach Grammy-nominierten Produzentenlegende Phil Ramone. Auch Motown-Musiker Bobby Rogers ( The Miracles) und Ur- Yeser Peter Banks sind gestorben. Die Maiden-Fangemeine trauert um Original-Drummer Clive Burr, der nach langem MS-Leiden erlöst wurde. Wesentlich unvorbereiteter traf die Rock-Welt der Tod Alvin Lees. Die britische Gitarrenlegende, Gründungsmitglied von Ten Years After starb nach Komplikationen bei einer Routineoperation, wie es hieß.
Nun aber zu den guten, wenn nicht gar besten Nachrichten des abgelaufenen Monats, unseren musikalischen Highlights. Wir empfehlen die Art Rocker mit dem verschwenderischen Namen t und die avantgardistischen Pegelia Gold & Art Zentral für Leute mit extravagantem Geschmack. Und Jello Biafra And The Guantanamo School Of Medicine, The Roxx und Hancox für wenn es rumpeln soll. Markus machte mit Langhorne Slim & The Law mal wieder eine schöne, rockende Entdeckung aus den USA; und Kerion haben bewiesen, wie überragend man Klischee-triefenden Symphonic Metal arrangieren kann. (Nicht-Nur-)Goth-Rocker Paul Roland konnte unsere Sabine so richtig überraschen. Auch die Australierin Toby mit ihrem neuen Album sowie dem äußerst sympathischen Auftritt haben Eindruck hinterlassen. Joes Monatsspitzenreiter waren die erfrischend unkonventionellen Alternative Folk-Rocker von Wolf People. Apropos 'anders' ... warum nicht mal eine Cajun-Platte? Wolfgang erklärt und lobpreist die Musik eines gewissen Zachary Richard.
Selten so oft haben wir uns aber auch neben all dem neuen Stoff der Zeitreisen gewidmet. Wir schwelgten in Wiederveröffentlichungen von Frank Zappa, den Byrds, der Graham Bond Organization, Tibet, John Coltrane, Miles Davis, Nina Simone, Don Byas und dem 1. Futurologischen Congress. Und Ulli freute sich wie ein Kind an Weihnachten über die lila LP von Magnification. Hintergründig-Musikalisches genossen Sabine mit einer Doku über Punker, die plötzlich Verantwortung für Nachwuchs übernehmen müssen, und Steve mit der heimatkundlichen Anthologie Saar Rock History. 101 wichtigsten Platten der Welt inspirierten unseren Südstaatler flugs zu einer persönlichen Würdigung der Zwanzig vergessenen Hymnen des Southern Rock. Eine erfolgreiche Schatzsuche voller Erinnerungen und Anspiel-Tipps - Einladung zur Diskussion inklusive. Auch das ist es, was RockTimes ausmacht!
Auch im April bleiben wir musikalisch. Cactus am 13. April in der Bluesgarage - einer ihrer raren Deutschland-Gigs - das dürfte erlebens- und lesenswert werden. Außerdem begutachten wir die Urgesteine von Nits in ihrer niederländischen Heimat beim Blues Moose Fest am 28.4. in Cuijk. Alle Bands, die beim Power Prog & Metal-Festivals im belgischen Mons auftreten, listen wir hier lieber nicht auf - das übernimmt dann der (beneidenswerte) Berichterstatter Jochen. Wir werden die neuen Alben der Muggs und eines gewissen Herrn David Bowie unter die musikalische Lupe nehmen. Außerdem: Interview mit einem Stier ... vom Namen her ließe sich das doch an Hollywood verkaufen, oder?
Weiterrocken. Man liest sich!
Boris
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