Editorial / Juni 2014



Editorial vom 01.06.2014


Markus Kerren
Werte RockTimes-Leser,
Hallelujah, der Mai war wieder da. Und nicht nur das, denn glücklicherweise hatte er auch die Sonne gleich im Gepäck mit dabei. Die Grillarbeiten laufen bundesweit bereits auf Hochtouren und nun kann dann endlich auch die Freiluft-Saison, sprich die Open Airs, wieder beginnen. Im Bereich alternativer Musik freuen wir uns u. a. beispielsweise bereits auf das Finkenbach Festival sowie die
Burg Herzberg, während sich die Metaller schon langsam aber sicher auf das RockHard Festival vorbereiten. Das nächste W:O:A folgt so sicher wie das Amen in der Kirche, wobei das ja wirklich nur die großen Namen sind. Deshalb weiterhin die Augen auch für die kleinen aber feinen Festivals direkt vor der Haustür offen halten. Die lohnen sich nämlich meistens nicht nur musikalisch, sondern weisen oft auch nahezu unschlagbar geringe Eintrittspreise auf.
Tja, der Wonnemonat Mai erweckt die Lebensgeister und stärkt offensichtlich auch die bereits vorhandenen. Denn zum ersten Mal seit langer Zeit musste bis zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen (25. Mai) noch so gut wie kein Todesfall eines Musikers in unseren News vermeldet werden. Leider und offensichtlich hat es wohl Ed Gagliardi, den Original-Bassisten von Foreigner im zarten Alter von 62 Jahren erwischt (Krebs), der auf den ersten beiden Alben der Band zu hören war, bereits im Jahr 1979 und vor den Aufnahmen zu "Head Games" von Rick Willis ersetzt wurde. Und dann hat es noch den Schweizer Künstler H.R. Giger getroffen, der unter anderem auch für so einige Plattencover, z. B. von Emerson, Lake & Palmer, Debbie Harry, Dead Kennedys, Danzig, Carcass sowie Celtic Frost und Triptykon verantwortlich zeichnete. Hoffen wir, dass es dabei bleibt und der Mai somit auch relativ friedlich zu Ende geht.
Ebenso fröhlich stimmten die gemachten Ankündigungen, etwa die von Eric Clapton, der mit Freunden eine Tribute-Scheibe zu Ehren und mit den Songs von J.J. Cale aufnehmen will. Oder auch die der deutschen Metal-Ikone Accept, die ihr neues Werk "Blind Rage" bereits in den Startlöchern hat. Das deutsche Label Ruf Records konnte bei einer im Genre wichtigen Veranstaltung in den USA einen großen Preis in Empfang nehmen. Die Reibeisenröhre Joe Cocker durfte seinen siebzigsten Geburtstag feiern und auch Lemmy steht mit seinen Motörhead endlich wieder auf der Bühne.
Als weitere Sensation wurde angeküdigt, dass die ersten drei Led Zeppelin-Alben mit massenhaft Bonusmaterial wieder unter die Leute gebracht werden sollen, während auf der Sorgenseite eigentlich nur Tony Iommi (»Das Konzert am 04. Juli könnte das letzte Black Sabbath-Konzert überhaupt werden!«), Paul McCartney (der sich einen seltsamen Virus eingefangen hat) und Wilko Johnson standen, der alle für die Zukunft geplanten Auftritte absagen musste, weil der seinen Körper nach wie vor schwächende Krebs einfach nicht in den Griff zu kriegen ist.
Würde es nicht um bare Münze gehen, wäre eine weitere Meldung um Led Zeppelin wohl eher ins Kuriositätenkabinett gewandert. Da fällt also nun, gerade mal 43 Jahre später einem Anwalt des bereits verstorbenen Spirit-Gitarristen Randy California auf, dass Jimmy Page Teile des Spirit-Songs "Taurus" für sein "Stairway To Heaven" verwendet haben soll. Ach ja, und warum ihm das erst jetzt einfällt? Es war halt in der Vergangenheit einfach bloß kein Geld da, sich einen Anwalt zu leisten... Ja, is' klar! Widerwärtiges Gebahren ist widerwärtiges Gebahren ist widerwärtiges Gebahren und die Worte, die mir für Abzocker aller Art tatsächlich auf der Zunge liegen, werde ich wohl besser für mich behalten, bevor wir dafür eventuell noch verklagt werden.
Bezüglich der von uns als außergewöhnlich gut bewerteten Alben konnten euch für den abgelaufenen Mai unser Wolfgang mit Doug Ingoldsby und Victor Camozzi, unser Joe mit Eli Cook sowie Richie Arndt und unser Jürgen mit den alten Recken Epitaph ein paar Scheiben empfehlen. Aber auch Steve hatte mit den Hickoids noch ein echtes Ass im Ärmel. Bezüglich DVDs hatten wir Crosby, Stills, Nash & Young, dazu Deadman auf der Rechnung. Oder aber Roger Chapman wie auch DIO konnten wir diesbzüglich vorstellen. Und natürlich gab es wieder viele Zeitreisen in vergangene Jahrzehnte, sprich wiederveröffentlichte kleinere oder größere Perlen, die manchmal allerdings gar keine sind, sondern nur als solche angepriesen werden. Doch lest selbst...
Wie es nunmal so unsere Art ist, haben wir selbstverständlich auch in den letzten vier Wochen unsere Couch desöfteren fluchtartig verlassen und uns in zwielichtigen Spelunken die Nächte um die Ohren schlagen müssen, um euch darüber berichten zu können, was denn live auf den Bühnen so alles abging. Als besonders ruhelos und fleißig taten sich hier unser Joe sowie die Berliner Kollegen Kempfenstein und Ott hervor, die über Michael van Merwyk, Tim Mitchell, Ryan McGarvey, Coco Montoya, Saga und Kenny Wayne Shepherd erzählen konnten. Jürgen nahm sich sowohl den Blueser Lurrie Bell als auch die 'Heißeste Mama des Funk Rock' (Mother's Finest) zur Brust und unsere Leser in Gestalt von Alexander Mörwald und Anke Janicki lieferten uns jeweils einen Konzertbericht über Within Temptation in München sowie das Beerblast-Festival.
Und was alles passiert, wenn sich drei Saarländer (die dazu auch noch fast aus demselben Ort stammen) zufällig bei einem Psychedelic Jam-Festival treffen, das könnt ihr ebenfalls bei uns nachlesen.
Also selbst, wenn ein etwas verschlafenerer Monat im Musikbusiness hinter uns liegt, gab es dennoch jede Menge zu erleben, anzuhören, zu diskutieren und fachsimpeln. Und jetzt wird's Zeit, die Zelte wieder aus dem Keller zu holen, den Mief vom letzten Jahr rauszulassen, das Zeug mit einer Kiste Bier (oder Wein, oder Saft, oder Wasser oder was auch immer) in Alarmbereitschaft zu versetzen und auf das nächste Festival zu warten. Denn das kommt bestimmt, nur halt nicht zu euch nach Hause. Freuen wir uns also auf einen heißen Sommer mit viel Fußball und Musik, starken Konzerten und massenhaft Lebensfreude.
In diesem Sinne,
Markus
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