Werte RockTimes-Leser,
November... wer mag schon den November? Nass-kaltes Wetter, unangenehme Temperaturen, viel Regen, wenn man Pech hat bereits der erste Schnee und die Tage werden auch immer kürzer. Im Dunkeln zur Arbeit und genau so finster sieht es auf dem Heimweg auch wieder aus... die dunklen Monate haben begonnen. Was diese dreißig trüben Tage allerdings zu bieten haben, ist dass das Vorweihnachtsgeschäft der Plattenfirmen bereits auf vollen Touren läuft und neben vielen Neuveröffentlichungen auch massenhaft alte Schätze wieder ans Tageslicht gebracht und in die Plattenläden gestellt werden.
Über einen solchen durfte sich z. B. unser Joe ganz schrecklich freuen, was er natürlich auch umgehend zum Anlass nahm, die ausgiebig gefüllte CD-/DVD-Box S.R. Vaughan des bereits vor mehr als zwanzig Jahren verstorbenen Ausnahmemusikers zu reviewen und Euch, lieben Lesern, ans Herz zu legen. Aber es gab auch jede Menge neue Alben vorzustellen, die weit über dem Durchschnitt lagen und deshalb besondere Hervorhebung verdient haben. Gleich dreimal konnte Wolfgang Luftsprünge machen, als ihn die aktuellen Scheiben von The Setting Son, Marvin Ayres und Andreas Kümmert in Verzückung gerieten ließen. Aber auch Steve ( Eldorado), Jochen ( Peter Frampton), Udo ( Boppin' B) und Boris ( District 97) konnten immerhin einmal im abgelaufenen Monat nicht aufgehalten oder gar gestoppt werden, als sie von heftigen Ohrgasmen getrieben unkontrolliert um die heimischen Wohnzimmertische tanzten. Und schließlich durfte sich auch Joe in Form von Elliott Sharp's Terraplane und Colour Haze noch zwei weitere Male neue Perlen unter den noch nicht vorhandenen Tannenbaum legen.
Und weil bald Weihnachten ist, wollen wir die traurigen Meldungen auch gleich mal hinter uns bringen. Da der Sensenmann weder Jahreszeiten noch Feiertage kennt, dazu das Wort Rücksicht in seinem Sprachschatz erst gar nicht existiert, hat er im abgelaufenen Monat unter anderem Mitch Lucker (Sänger der amerikanischen Deathcore-Band Suicide Silence) und Michael Dunford (Gitarrist und Komponist von Renaissance) zu sich gerufen. Gar nicht gut - aber noch unter uns weilend - geht es dem Gitarristen und Sänger Henry McCullough (Ex- Joe Cocker, Ex- Spooky Tooth, Ex- Wings, Ex- Eire Apparent), der einen Herzinfarkt erlitt und dem Country-Musiker Ray Price, der bereits seit geraumer Zeit an Bauchspeicheldrüsenkrebs leidet. Was ihn jedoch nicht davon abhält, zur Zeit gerade ein neues Album aufzunehmen. Wesentlich weniger Durchhaltevermögen zeigte dagegen die australische Band INXS, die wohl nun endgültig das Handtuch geworfen hat.
Irgendwie hätte uns ja allen klar sein müssen, dass die Bewohner eines kleinen - noch von den Römern unbesetzten - Dorfes in Gallien hellseherische Fähigkeiten hatten. Denn deren Ängste, dass ihnen der Himmel auf den Kopf falle, stellen sich in der letzten Zeit als alles andere als unbegründet heraus. So ereignete es sich in Cape Town vor einem Open Air-Auftritt der Band Linkin Park, dass die Bühne zusammenbrach und einen Menschen tötete sowie viele weitere verletzte. So weit braucht man aber gar nicht zu schauen, denn auch bei einem Konzert von Callejon in der Kölner Live Music Hall lösten sich plötzlich Teil aus der Hallendecke und verletzten ein knappes Dutzend Zuschauer. Da darf man sich dann schon mal fragen, wie so etwas in einem Land, in dem 'Bürokratie' und 'Kontrolle' groß geschrieben werden, passieren kann.
Glücklicherweise sind die RockTimes-Redakteure bisher von solchen Katastrophen verschont geblieben, was sie natürlich auch in diesem Herbst wieder wie ferngesteuert in die Konzerthallen trieb. Und auch dort wurde wieder Außergewöhnliches geboten. So machte nicht nur die San Francisco-Legende Jefferson Starship einen Abstecher nach Deutschland, sondern wir konnten auch über weitere größere und kleinere Namen wie Alice Cooper, Walt Wilkins, Epitaph, The Epstein, Peter Maffay, Gotthard, Buddy Whittington, Status Quo, Europe, Ohrenfeindt oder Triggerfinger berichten. Ganz zu schweigen von Joes beliebter Go Music-Reihe. Weitere große Feste waren das Hammer Of Doom VII-Festival, die 6. Lörracher Rocknacht sowie die Gigs der Royal Southern Brotherhood, Dana Fuchs und Jessy Martens im Rahmen des Kammgarn International Blues Festival in Kaiserslautern.
Für Interviews standen uns Gwyn Ashton und Randy Hansen Rede und Antwort.
Selbstverständlich gab es aber auch wieder einiges von der Kuriositätenabteilung zu berichten und dass sich unsere geliebten Musiker dabei nicht unbedingt immer mit Ruhm bekleckern, dürfte mittlerweile keine Überraschung mehr sein. Kaum hatten sich zum Beispiel die Streithähne von Aerosmith wieder zusammengerauft, ein neues Album hinbekommen und veröffentlicht, schon hauen sie sich wieder gegenseitig die Köppe ein. Der Grund? Die neue Scheibe erreichte in den USA NUR Platz 5 der Billboard Charts und statt der erwarteten zwei Millionen Konzerttickets wurden nur 1 999 990 verkauft... Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei den ehemaligen 'Toxic Twins' doch die ein oder andere Ecke im Oberstübchen durch frühere Exzesse nachhaltig geschädigt worden ist...
Die USA haben ihren Präsidenten gewählt! Und zum zweiten Mal nacheinander sogar den richtigen, wenn ihr mich nach meiner bescheidenen Meinung fragt. Die meisten anderen Menschen sehen das scheinbar ähnlich, nur in einer einsamen Waldhütte irgendwo in den tiefen Wäldern Amerikas krümmt sich seit der Bekanntgabe des Ergebnisses ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Gitarrist (die Sechssaitige wurde kurzfristig in eine Axt zur Erlegung von allem, was auf vier Beinen geht, umfunktioniert) in Schreikrämpfen über einen ausgestopften (selbstverständlich mit puren Händen selbst erlegten) Büffelkopf. Der Mann, der sich mittlerweile nur noch Gonzo nennen lässt, soll angeblich seither am Cat Scratch Fever leiden, spukt Gift und Galle und bezeichnet Millionen seiner Landsleute als (O-Ton) Zuhälter, Huren, Sozialschmarotzer und seelenlose Narren. Mal abwarten, wieviele Platten er von seinem nächsten Werk noch im oft doch sehr ehrenrührigen Land der unbegrenzten Möglichkeiten absetzen kann...
Und im Schnelldurchgang: Der Rapper Bushido wurde von der Berliner Staatsanwaltschaft wegen Steuerhinterziehung und Insolvenzverschleppung angeklagt, das Verfahren läuft noch. Bei der Zugabe des ersten Konzertes der laufenden The Who-Tour durch die USA lief Pete Townshend offensichtlich eine dermaßen große Laus über die Leber, dass er mitten im Song alles hinschmiss und an diesem Abend auch nicht mehr zurück kam. Für großes Erschrecken sorgte auch die Ankündigung des Saitenhexers (mit fehlendem Diplom im Fach 'Sozialverhalten') Yngwie Malmsteen, dass er auf seinen zukünftigen Platten und Konzerten selbst singen wird. Aber was soll der Arme auch machen, wenn sonst einfach niemand mehr mit ihm in dem selben Sandkasten Burgen bauen will?
Und schliesslich hätten wir da noch die öffentlich ausgefochtene Schlammschlacht im Lager Black Country Communion, die wieder mal deutlich machte, dass manche Musiker lieber viel weniger reden, sondern sich vielmehr auf das besinnen sollten, was sie wirklich können. Aber auch das ist ja schon ein alter Hut...
Ihr seht also, es war wieder einiges geboten im abgelaufenen Monat. Und wir können euch versprechen, dass es im nächsten so weitergehen wird. Zumindest von unserer Seite.
Aus gegebenem Anlass möchte ich auch noch einmal auf unsere liebgewonnene Tradition des Adventskalenders hinweisen, bei dem vom 01. bis 24. Dezember zu den regulären Reviews immer noch eine besondere Perle unserer Redaktion dabei ist, die wir Euch näherbringen möchten (falls Ihr sie nicht sowieso bereits kennt). Schaut mal rein, denn es lohnt sich und da werden wieder viele Schätze zu entdecken sein.
In diesem Sinne, kommt gut durch die Feiertage!
Cheers,
Markus
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